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Donnerstag
28.11.2019

Medien / Publizistik

Bauern legten am Dienstag mit ihren Traktoren Berlin lahm. Und die Agrarministerin Julia Klöckner versteht sie. 

Die Bauern demonstrierten gegen die deutsche Regierung, insbesondere gegen deren Landwirtschaftspolitik. Und die dafür zuständige Ministerin findet dies richtig, ja sogar «verständlich». 

Die Gegenwart als Desinformation ermöglicht Medienberichte, die vor zehn Jahren als absoluter PR-Flop für die betroffene Ministerin gedeutet worden wären. Doch 2019 gebärden sich viele Mitglieder der deutschen Regierung, als hätten sie mit dieser nichts zu schaffen. 

So tingelt auch Olaf Scholz in den letzten Monaten durch Deutschland und kritisiert das System «Hartz IV», das er als ehemaliger Generalsekretär der SPD unter Schröder mitkonzipiert hat. Leider machen da die Medien ziemlich kritiklos mit.

Julia Klöckner ist die Lieblingspolitikerin der «Bild»-Zeitung. Als solche kann sie sich sehr viel leisten, selbst als «Agrarlobbyistin», wie der «Spiegel» sie nannte, in der Öffentlichkeit aufzutreten. 

Klöckners freundlich-charmante Art bezirzt die deutschen Medien durchwegs. Es könnte aber auch die geschickte PR Klöckners sein, die ihre Landwirtschaftspolitik mit dem Slogan «Wer Bio auf den Feldern will, muss auch Bio im Laden kaufen» anpreist.

Bilanz der Bauerndemo in Deutschland: Tolles Spektakel mit eindrücklichen Bildern für die analogen und sozialen Medien, und das Bauernsterben geht rasant weiter. Die Gegenwart, so scheint es, bringt vieles Reden über Politik, aber gestaltet keine Politik mehr.