Die Grosse Koalition in Deutschland verzichtet auf die Dienste der Internetbotschafterin Gesche Joost. «Das Bundeswirtschaftsministerium hat entschieden, dass Frau Professor Doktor Gesche Joost ihr Ehrenamt als `Digital Champion` der Bundesrepublik Deutschland nicht fortsetzen wird», erklärte eine Ministeriumssprecherin. Diese Entscheidung entspreche auch Joosts Wunsch, wie Spiegel Online berichtet.
Joost wurde nach der Bundestagswahl 2013 zur ersten Internetbotschafterin des Landes ernannt. Die EU-Kommission hatte die Initiative «Digital Champions» ausgerufen. Jedes Mitgliedsland sollte einen Experten benennen, der die Digitalisierung vorantreibt.
In ihrer Amtszeit war die Designprofessorin häufig medial präsent und machte auf die Chancen des digitalen Wandels aufmerksam. Allerdings fiel sie auch durch negative Schlagzeilen auf. Im Januar berichteten der «Spiegel» und das ARD-Magazin «Report Mainz», dass Joost eine «Aufwandsentschädigung» von 50 000 Euro jährlich für ihr Ehrenamt erhielt. Zudem war sie in den Aufsichtsrat von SAP eingezogen, obwohl sie laut Vertrag keine Beratertätigkeiten aufnehmen sollte, die ihre Unabhängigkeit gefährden. Joost wies Interessenkonflikte zurück.
Als ihr Vertrag im Herbst 2017 auslief, entwickelte sich ein Dissens mit der damaligen Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD), die nur noch Kosten für Reisen und Büromaterial erstatten wollte. Joost beharrte auf der alten Regelung, die sie noch unter Zypries` Vorgänger Sigmar Gabriel (SPD) ausgehandelt hatte. Zypries und Joost einigten sich darauf, die neue Regierung entscheiden zu lassen.