Es muss nicht immer Russland sein. In Brasilien hat der Messenger-Dienst Telegram am Samstag eine 24-stündige Frist bekommen, um die schon länger verordneten richterlichen Auflagen zu erfüllen.
Das Gericht hatte die angedrohte Sperre damit begründet, dass Telegram sich nicht an Anordnungen zum Entfernen von Desinformation gehalten habe, wie internationale Medien berichten.
Der Messenger-Dienst habe sich wiederholt Anordnungen widersetzt. Die Entscheidung könnte den Wahlkampf von Präsident Jair Bolsonaro ausbremsen.
Apple, Google und brasilianische Telefonunternehmen dürften Telegram nach der angedrohten Sperre erst wieder freischalten, wenn die ausstehenden gerichtlichen Anordnungen erfüllt und eine Reihe von Geldstrafen bezahlt sind.
Der Gründer und CEO von Telegram, Pavel Durov, entschuldigte sich für die «Nachlässigkeit» des Unternehmens und bat das Gericht um eine Aufschiebung der Suspendierung. Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro sagte, die Entscheidung sei «unzulässig».
Der rechtsgerichtete Staatschef Bolsonaro, seine Söhne, Minister und Berater greifen verstärkt auf Telegram zurück, um ihre politischen Botschaften unters Volk zu bringen – insbesondere, seitdem Konkurrent WhatsApp seine Richtlinien für das Teilen von Informationen geändert hat.
Telegram ist auf 53 Prozent der Mobiltelefone in Brasilien installiert. Eine Telegram-Sperre würde die Kommunikation Bolsonaros mit seiner Anhängerschaft erschweren. Bolsonaro will sich bei der Wahl im Oktober dieses Jahres eine weitere Amtszeit sichern.