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Samstag
13.08.2022

Medien / Publizistik

Bilder, in denen sich die reine Lebensfreude spiegelt, zum Beispiel in der Zeichnung «Kindheiten»...                    (Bild: Sempé, Diogenes-Verlag)

Bilder, in denen sich die reine Lebensfreude spiegelt, zum Beispiel in der Zeichnung «Kindheiten»... (Bild: Sempé, Diogenes-Verlag)

Er war, einer der ersten Autoren des Diogenes-Verlags, hat bei Diogenes über 60 eigene Bände herausgebracht und 22 weitere Titel anderer Autoren illustriert, darunter «Catherine, die kleine Tänzerin» von Patrick Modiano und «Die Geschichte von Herrn Sommer» von Patrick Süskind.

Jetzt ist Jean-Jacques Sempé am 11. August in seinem Ferienort gestorben, wie der Diogenes-Verlag mitteilt.

«Seine scharfe Beobachtungsgabe, verbunden mit einem fantastischen Sinn für Komik, machen ihn seit über 70 Jahren zu einem der grössten französischen Zeichner der Gegenwart», würdigt ihn der Verlag.

Sempés Karikaturen in «Paris Match» und in «L’Express» waren nur erste Schritte zum Höhepunkt beim «New Yorker», für den er ab 1978 arbeitete. In dieser Phase seines Schaffens hat Sempé über fünfzig Titelseiten des legendären amerikanischen Magazins «New Yorker» gezeichnet und allwöchentlich die Leser von «Paris Match» mit seinen Zeichnungen zum Schmunzeln gebracht.

«Bilder, in denen sich die reine Lebensfreude spiegelt, herrliche Gemälde des Schwelgens in Stille, Sinnenlust und Pracht. Die weite Leere der Provinz, der sommerliche Wahnsinn an der Côte d’Azur, das Dorffest irgendwo im Süden – all das ist bei Sempé nicht nur zu sehen, sondern beinahe zu erleben, so sehr gelingt es ihm, uns in seine Bilder hineinzuziehen», schreibt die Kunstkritik über den Zeichner mit dem feinen Strich.

Jean-Jacques Sempé wurde 1932 in Bordeaux geboren. Als eher schlechter Schüler wurde er wegen Disziplinlosigkeit vom Collège Moderne in Bordeaux relegiert und stürzte sich in verschiedene Jobs: als Faktotum eines Weinvertreters, als Betreuer einer Ferienkolonie, als Laufjunge.

Mit 18 Jahren wurde er nach Paris zum Militär einberufen. Nach Gastrollen in verschiedenen Redaktionen verkaufte er 1951 seine erste Zeichnung an den «Sud Ouest». Als er René Goscinny begegnete, stand er am Anfang einer vielversprechenden Karriere als «Pressezeichner». Mit den Abenteuern des kleinen Nick schuf er eine unvergessliche Galerie von Typen, die seitdem unsere Fantasiewelt bevölkern. 2009 kamen die Abenteuer erstmals auf die Leinwand.

Ein erstes Buch mit seinen Zeichnungen erschien 1959 und wurde gleich zum Volltreffer.

Über 30 weitere sollten folgten, «Meisterwerke des Humors», wie sich Diogenes auch über die Auflagen freuen darf. Es waren Zeichnungen, in denen uns Sempé auf zärtlich-ironische Weise unsere Schwächen und die der Welt vorführte.

2004 erschienen 80 neu entdeckte Abenteuer des kleinen Nick, später ein Folgeband «Der kleine Nick ist wieder da!».

Bei Diogenes zuletzt erschienen sind der Band «Hin und weg» (Oktober 2021) sowie die von Sempé illustrierten Ausgaben von Patrick Süskinds Novelle «Ein Kampf» (März 2019) und Yorns «Gast im Glück» (April 2020). Am 24. August 2022 veröffentlicht der Diogenes-Verlag Jean-Jacques Sempés «Endlich Ferien».

Am 17. August wäre Sempé 90 Jahre alt geworden.