Im Bemühen um späte Gerechtigkeit hat das US-Repräsentantenhaus die gemeinhin Alexander Graham Bell zugeschriebene Erfindung des Telefons als Verdienst des Italo-Amerikaners Antonio Meucci deklariert. Wie am Sonntag von amtlicher Seite verlautete, stimmten die Abgeordneten einer entsprechenden Resolution durch Zuruf zu. In dem vom Republikaner Vito Fossello aus New York eingebrachten Text heisst es, Meucci müsse wegen seines Beitrags zur Erfindung der fernmündlichen Kommunikation gewürdigt werden. Er habe schon lange vor Bell ein Telefonsystem zwischen dem Keller seines Hauses und dem Zimmer seiner Frau im ersten Stock im späteren New Yorker Bezirk Staten Island installiert. Seine Erfindung stellte Meucci bereits 1860 in einer örtlichen italienischsprachigen Zeitung vor. 1871 liess er sich seinen Apparat vorläufig patentieren, musste das Patent wegen finanzieller Schwierigkeiten jedoch 1874 verfallen lassen.
Zwei Jahre später bekam der aus Schottland in die USA eingewanderte Bell ein Patent für das von ihm erfundene Telefon. Entwickelt hatte er es in dem Labor, in dem Meucci sein Material gelagert hatte. Die US-Behörden hatten 1887 versucht, Bell das Patent in einem Betrugsverfahren abzuerkennen. Durch den Tod von Meucci im Jahr 1889 geriet die Angelegenheit jedoch in Vergessenheit. Während Bell zu Weltruhm gelangte, ist der Name Meucci heutzutage nur wenig bekannt.
Sonntag
16.06.2002