Die Frage, ob man einen humorvollen Krimi zum Thema Krebs machen darf, wurde von den Zuschauern der Münsteraner «Tatort»-Folge «Mord ist die beste Medizin» am Sonntagabend bejaht.
Mit einer Sensationsquote von 13,13 Millionen Zuschauern, was einem Marktanteil von 36,7 Prozent entspricht. Damit knackten die beiden TV-Ermittler aus Münster ihren bisherigen Rekord vom März 2013. Damals sahen bei «Summ, summ, summ» 12,81 Millionen zu. «Tatort»-Spitzenreiter bleibt weiterhin Manfred Krugs Krimi «Stoevers Fall» von 1992 - mit 15,86 Millionen Zuschauern.
In «Mord ist die beste Medizin» aus Münster bricht im Botanischen Garten ein Mann zusammen. Ein junges, aufgewecktes Mädchen behauptet, es handele sich dabei um Mord. Da trifft es sich gut, dass Professor Boerne ausgerechnet jetzt seine Leber untersuchen lassen will. Der ansonsten ja sehr hypochondrische Pathologe hat sich in genau das Klinikum einweisen lassen, in dem der Mann aus dem Botanischen Garten, ein Apotheker, stirbt. Aus unerfindlichen Gründen. Boerne geht den Geschehnissen auf den Grund - und ermittelt verdeckt.
Soweit so gut. Wir sind uns ja mittlerweile schon gewohnt, dass «Tatort»-Folgen aus Münster viel mehr Komödie als Krimi sind und die Zuschauer nur auf den verbalen Schlagabtausch zwischen Boerne und Thiel warten.
Und auch in «Mord ist die beste Medizin» wurde man nicht enttäuscht. Dass dabei die eigentliche Ermittlungsarbeit etwas in den Hintergrund geriet, gehört beim «Tatort» aus Münster schon zum Tagesgeschäft, auch wenn sich Boerne als Ermittler richtig gut schlägt.
Top laut der «Süddeutschen Zeitung»: Thiel und Boerne, Boerne und Thiel. Sie hassen und sie lieben sich. Und sie wirken schon fast wie ein altes Ehepaar, wenn der eine (Thiel) spätnachts noch wissen will, wie es dem anderen (Boerne) gehe. Ohne einander ist es eben schnell langweilig. «Ich verstehe gar nicht, warum sie ihn so vermissen», sagt Nadeshda Krusenstern an einer Stelle entnervt. Wir schon.
Flop: Je Münster, desto Klamauk. Mag ja sein. Aber bei einem älteren Herrn mit Faible für Volksmusik und einem DJ namens Bischudo (Come on!) mit «Jo, Alter»-Gestik als Boernes Zimmernachbar haben die Macher nun doch ein wenig zu tief in den Klischeetopf gegriffen.
Herausragend findet der Klein Report die vielen guten Frauenrollen im Münster-«Tatort»: Allen voran natürlich die kleine, neunmalkluge Lena Mayer als Augen- und vor allem Ohrenzeugin Mia Koopelt. Dann natürlich Chris Tine Urspruch als «Alberich», die Assistentin von Boerne, die einmal mehr zeigte, was in ihr steckt, wenn man sie nur machen lässt.
Dann die charmante Kollegin von Thiel, Nadesha Krusenstern und Mechthild Großmann als Frau Staatsanwalt Wilhelmine Klemm mit der rauchigen Stimme. Anna Bederke als Ärtzin Süssmilch (wer denkt sich solche Namen eigentlich aus) und last but not least natürlich Friederike Linke als kaufmännische Direktorin des Klinikums, Frau Dr. Heigel. Eine Frau, die alle und alles überragt und die man nicht zum Feind haben möchte.
Nur eine dieser vielen tollen (Frauen)-Figuren würde dem Schweizer «Tatort» richtig gut tun.
Fazit: Überfordertes Klinikpersonal, korrupte Chefs und süchtige Mitarbeiter, die Medikamente schmuggeln. «Mord ist die beste Medizin» zeichnet bei allem Klamauk ein nicht gerade rosiges Bild vom Zustand in deutschen Krankenhäusern. Und, streicht man mal die platten Witze und Gags: ganz schön bitter.