«Medien, Geschlechterbilder, Politik»: Die Zeitschrift «Frauenfragen» wirft ein Schlaglicht auf die Geschlechterbilder in den Medien und darauf, wie Stereotypen mit dem immer noch tiefen Frauenanteil in der Politik zusammenhängen. Auch die Rolle von Frauen in den Medienhäusern wurde in der Zeitrschrift «Frauenfragen» thematisiert.
Medien begleiten uns durch den Tag. Sie informieren uns über das lokale und internationale Geschehen und geben dabei immer einen Ausschnitt der Realität wieder. «In diesen Ausschnitten kommen Frauen nicht nur weniger oft vor als Männer, sie werden häufig auch anders dargestellt», schreibt Barbara Lienhard im Editorial der am Dienstag erschienenen Ausgabe 2016 der Zeitschrift der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen (EFK).
Medien bildeten nicht einfach Wirklichkeit ab, sie gestalteten sie mit: «Medienpräsenz zählt zu den zentralen Faktoren für den Wahlerfolg von Politikerinnen und Politikern und hat somit Einfluss auf die Teilhabe von Frauen in der Politik», erklärt Lienhard.
Ausgehend von diesem Gedanken hat die EKF zusammen mit dem Bundesamt für Kommunikation (Bakom) und der SRG untersuchen lassen, wie im Vorfeld der eidgenössischen Wahlen 2015 über Kandidatinnen und Kandidaten in den Medien berichtet wurde.
Kernergebnis der statistischen Studie, für die Stephanie Fiechtner, Philomen Schönhagen und Manuel Puppis vom Departement für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Uni Fribourg verantwortlich zeichnen: «Wie in den Textbeiträgen und in den Audio- und Videobeiträgen sind Kandidatinnen auch auf Bildern im Verhältnis zu ihrer Vertretung auf den Wahllisten unterrepräsentiert.»
Diese mediale Untervertretung der weiblichen Anwärter auf politische Ämter habe sich gegenüber früheren Studien nur im Tessin etwas verbessert, in den übrigen Landesteilen haben die Frauen hingegen nicht mehr Aufmerksamkeit dazugewonnen.
Im Nationalrat haben die Frauen die 30-Prozent-Marke inzwischen überschritten, im Ständerat ist ihre Präsenz gerade halb so gross. Mit Blick auf den Frauenzuwachs in der Schweizer Politik kommt Werner Seitz in seinem Beitrag zum Schluss: «Der Schwung ist weg.»
Immerhin: Im Gegensatz zur zahlenmässigen Untervertretung weise die Art der Berichterstattung über die politischen Kandidatinnen in eine «positive Richtung». Die Vorwahlberichterstattung ist im Vergleich zur allgemeinen Berichterstattung über Frauen als «gendergerechter» einzuschätzen: «Denn sowohl hinsichtlich thematischer Zuschreibungen als auch der Thematisierung und Bewertung von Äusserlichkeiten konnten in der vorliegenden Studie kaum geschlechterspezifische Unterschiede festgestellt werden. Die Thematisierung privater Lebensumstände findet auf sehr niedrigem Niveau etwas häufiger bei Kandidatinnen als bei Kandidaten statt.»