90 Prozent der Medienschaffenden in allen Sprachregionen der Schweiz kennen den Presserat, den berufsethischen Kodex («Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten») und immerhin 70 Prozent die den Kodex ergänzenden Richtlinien.
Ebenso bekannt sind den Journalistinnen und Journalisten die Stellungnahmen des Presserates, die aber nur selten ganz gelesen und in den Redaktionen kaum diskutiert werden. Dies hat das Institut für Angewandte Medienwissenschaft der Zürcher Hochschule Winterthur im Auftrag des Presserates mit einer schriftlichen Befragung von Schweizer Medienschaffenden herausgefunden und am Dienstag bekannt gegeben.
Bevor der Presserat und die ihn tragende Stiftung «Schweizer Presserat» gestützt auf die Studie Schlüsse darüber ziehen, mit welchen Massnahmen der Stellenwert des «Systems Presserat» im Redaktionsalltag verbessert werden könnte, wartet er nun vorerst die Ergebnisse einer die quantitative Studie ergänzenden und vertiefenden qualitativen Befragung (Interviews mit «Kritikern» und «Euphorikern») ab.
Auf die Frage des Klein Reports, was die Verantwortlichen des «Systems Presserat» unternehmen können, um die Akzeptanz zu verbessern, bezeichnete es Präsident Peter Studer als «ganz zentralen Punkt», dass die Chefredaktoren vermehrt die Stellungnahmen intern zu thematisieren hätten.
Dies finde zu wenig statt, weshalb die Redaktionsleiter jetzt gefordert seien. Weiteren Aufwind erhofft er sich, wenn die Verleger in den Presserat aufgenommen werden. Der Verlegerverband hat dem Thema bereits zugestimmt, wogegen die Journalistenverbände teilweise noch zögern. «Gemäss Verhandlungsergebnis verpflichten sich die Verleger darauf, die Medienethik zu pflegen und auch Rügen am eigenen Blatt abzudrucken», betonte Studer. Das könne den Stellenwert des Presserates verbessern.