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Montag
19.08.2024

Medien / Publizistik

In einem «dringenden Aufruf» bittet der Verlag die Leser und Leserinnen um Unterstützung... (Bild © EMH)

In einem «dringenden Aufruf» bittet der Verlag die Leser und Leserinnen um Unterstützung... (Bild © EMH)

Die traditionsreiche «Schweizer Ärztezeitung» (SÄZ) steht vor dem Aus. Während der herausgebende Verlag EMH den Inseraterückgang dafür verantwortlich macht, sieht der Ärzteverband FMH ein überteuertes Digitalprojekt als Grund für die Misere.

Die Existenz des EMH – dem Verlag hinter der SÄZ – sei «akut bedroht», heisst es in einem von Ludwig T. Heuss und anderen gezeichneten «dringenden Aufruf» auf der Website der Zeitschrift.

Die Ärztevereinigung FMH, welche die Mehrheit am EMH-Verlag hält, «zwingt uns, den Betrieb ausschliesslich durch Werbeeinnahmen, Inserate und Drittprojekte zu finanzieren», so der Aufruf weiter.

Die Einnahmen aus dem Werbemarkt und den Inseraten seien «unzuverlässig» und seit Jahren «massiv» am Zurückgehen. 

«Um die finanzielle Stabilität des Ärzteverlages zu sichern, benötigen wir dringend weitere Einnahmequellen. Seit Jahren fordern wir von der FMH einen regulären Abonnementsbeitrag.»

Das Problem ist also chronisch und das gleiche, mit dem auch viele andere Zeitungen und Zeitschriften zu kämpfen haben. Neu ist nun aber, dass sich «erwartete substanzielle Einnahmequellen nicht realisiert haben», wie es weiter heisst. 

Daher stehe der Verlag kurzfristig vor einem akuten Liquiditätsproblem. Der Zentralvorstand der FMH war nach Angaben des Verlags nicht bereit, der eigenen Zeitschrift in der Not auszuhelfen und habe stattdessen vorgeschlagen, finanzielle Unterstützung von Dritten zu suchen. 

«Ohne Ihre Hilfe droht uns die Insolvenz», wendet sich das Fachblatt in seinem alarmistischen Aufruf an seine zahlungskräftige Leserschaft.

Bei der FMH sieht man die Sache anders. Man werde «sicherstellen, dass die SÄZ als Verbandszeitschrift weiterbestehen wird», heisst es ein einem Kommuniqué.

Die Ursache für die schwierige Situation des Verlags sei nicht die Zeitschrift, sondern das IT-Projekt «Swiss Health Web». Dieses habe der EMH «auf eigenes Risiko gestartet» und sich dabei «verkalkuliert», so der Ärzteverband.

In dem schwierigen Marktumfeld sei das IT-Projekt wesentlich teurer ausgefallen als geplant. Zudem gehe es offensichtlich an den Bedürfnissen der FMH-Mitglieder vorbei, wie die tiefen Abonnementszahlen zeigen würden.

«Die finanziellen Probleme des EMH sind entsprechend nicht nur vorübergehender Natur. Vielmehr wären gemäss den Berechnungen der FMH in den nächsten Jahren direkt abzuschreibende Beiträge von mehreren Millionen erforderlich, einzig um den Betrieb unter den heute vorliegenden Bedingungen aufrecht zu erhalten», schreibt die FMH dazu.