Markus Häfliger ist seit Februar Leiter der Schweizer Niederlassung von Press`n`Relations. Der IT-Fachjournalist hat sich nach einer neuen Herausforderung umgesehen und betreibt jetzt journalistisch orientierte Pressearbeit. Gegenüber dem Klein Report erklärt er die Gründe für seinen Wechsel.
Klein Report: Sie haben vom Journalismus in die PR gewechselt. Ein Tapetenwechsel?
Markus Häfliger: «Klar. Ich bin ja jetzt nicht mehr für die Inhalte eines Mediums zuständig, sondern muss die Redaktionen überzeugen, wenn ich eine Geschichte publizieren will. Man hat mich wegen meiner journalistischen Erfahrung eingestellt, um die Geschichten da zu bringen, wo sie hingehören. Wie vorher als Chefredaktor von `Infoweek` und `IT Reseller` kann ich aber auch bei Press`n`Relations Verantwortung übernehmen.»
Klein Report: Press`n`Relations bezeichnet ihre Arbeit als «journalistisch orientierte Pressearbeit». Effektiv ist das aber eher Werbung.
Markus Häfliger: «Wir machen keine Werbung, sondern Pressearbeit. Unsere Aufgabe ist es, die Kunden dahingehend zu erziehen, dass Artikel Geschichten sind und keine Werbung. Ein Fachartikel kann nur in einem Topmedium platziert werden, wenn er gut ist. Wir streben Platzierungen in Medien an, die Verkauf und Redaktion klar trennen. Solche Medien empfehlen wir unseren Kunden auch für ihre Werbung.»
Klein Report: Können Sie noch kritische Fragen stellen?
Markus Häfliger: «Wir beziehen eine journalistische Position. Wenn beispielsweise eine Software bei einem Unternehmen eingeführt wird, dann kündigen wir das Produkt nicht einfach als Super-Tool an. Wir besprechen in Fach- oder Anwenderartikeln Projekte und Technologien und weisen auch auf Stolpersteine hin.»
Klein Report: Stehen Sie mit Ihrer Arbeit in Konkurrenz zu den Journalisten, die von den Medien angestellt sind?
Häfliger: «Bei Medien, die hochstehende Qualität liefern, nicht. Viele Medien bringen Artikel, die nicht von der eigenen Redaktion geschrieben werden. Hingegen besteht eine Gefahr bei Medien, denen die Werbeeinnahmen fehlen. Da konkurrenzieren wir aber nicht mit der Redaktion, weil die oft gar keine haben. Aber wie gesagt, solche Medien sind nicht in unserem Fokus. Wo ich eher eine Konkurrenz sehe, ist bei den vielen arbeitslosen Journalisten. Die Preise für redaktionelle Inhalte sind in den letzten Jahren massiv gesunken. Ob die Qualität noch stimmt, steht hingegen auf einem anderen Blatt.»
Klein Report: Warum haben Sie überhaupt den Wechsel in die PR-Branche gemacht?
Markus Häfliger: «Ich habe die Redaktionen der beiden Fachzeitschriften `IT Reseller` und `Infoweek` zusammengeführt und ein neues Konzept für `Infoweek` umgesetzt mit dem Ziel, mehr Eigenleistung zu bieten. Aufgrund der Wirtschaftskrise und des Strukturwandels in den Medien ist bei meinem früheren Arbeitgeber der Inserateumsatz massiv zusammengebrochen. Man liess mir die Wahl, mit drei Redaktoren weiterzumachen. Vorher waren wir zehn. Aufgrund dieser massiven Restrukturierung entschied ich mich, eine neue Herausforderung zu suchen.»
Klein Report: Fanden Sie keine Stelle, in der Sie qualitativ hochstehenden Journalismus betreiben konnten?
Markus Häfliger: «In absehbarer Zeit war keine Stelle als IT-Fachjournalist in Aussicht. Ich wollte ausserdem wie vorher als Chefredaktor Verantwortung übernehmen. Nur zu schreiben, fand ich schon als Chefredaktor weniger interessant als die Möglichkeit, die Medien konzeptionell zu gestalten. Die Stelle bei Press`n`Relations passt für mich bestens. Und auch für die Agentur war ich mit meinem Hintergrund und meinem Beziehungsnetz offenbar die Wunschbesetzung.»
Klein Report: Nun leiten Sie die Zwei-Mann-Niederlassung in Zürich. Sollen es mehr werden?
Häfliger: «Es mangelt in der PR-Branche an qualifizierten Fachkräften für Business-to-Business-Themen. Unternehmen haben es deshalb oft mit Beratern zu tun, die sie nicht verstehen. Für PR-Agenturen, die über Mitarbeiter mit Branchenkenntnissen und einem betriebswirtschaftlichen Verständnis verfügen, gibt es noch viel Potenzial.»
Montag
14.06.2010



