Er hat es zum bekanntesten Wahrsager der Schweiz geschafft. Am 11. September um 13 Uhr ist Mike Shiva im Alter von 56 Jahren gestorben.
Die Meldung war fast sämtlichen Medien im Spektrum zwischen «Neuer Zürcher Zeitung» und «Blick» eine Schlagzeile wert. Shiva litt an Darmkrebs und hatte einen Hirntumor.
Es war noch tief im letzten Jahrhundert, als der heutige Redaktor beim Klein Report mit dem noch völlig unbekannten Mike Shiva eines seiner ersten Interviews führen durfte. Das war über die Kunst des Tarot in einem Wohnwagen auf einem Campinglatz in Winterthur. Mike Shiva hatte damals noch nicht in der Zukunft lesen können, dass er sein Kartenlesen einmal in seiner eigenen Luxus-Villa in Thun aus einem modernsten TV-Studio zu seinen Fans strahlen könnte.
Shiva erlangte als Wahrsager, Hellseher und Moderator im Fernsehen zuerst nationale und dann internationale Berühmtheit. 2018 nahm er beim deutschen Format «Promi Big Brother» teil.
Aber auch auf dem Musiksender Viva, bei DRS 3, Hasli TV oder mit kostenpflichtigen «Ruf an»-Nummern auf RTL Schweiz, Sat1 Schweiz, 3+, TV24 oder Star TV war Mike zeitweise rund um die Uhr am Flimmern. In seinen besten Zeiten soll er ein Berater-Team von 35 Personen beschäftigt haben.
Wer in den Medien mit einem Jahresverdienst von 1,5 Millionen geoutet wird, hatte natürlich auch viele Kritiker. Esoterik-Jäger Hugo Stamm oder Profi-Lästerer Frank Baumann haben ihn öffentlich als Abzocker tituliert. Auch ein Mike-Shiva-Hasserclub hat es im Netz auf 11‘000 «Sympathisanten» geschafft.
Mike Shiva aber wollte niemandem etwas Böses, wurde er in den Nachrufen der letzten Tage nicht von wenigen verteidigt. Die Jetset-Lady Vera Dillier erinnert sich. «Er war immer anständig und sehr höflich. Er gab Tipps und kassierte dafür 30 Franken.» Beim Psychologen, der meistens nicht mehr wisse, hätten diese Beratungen einiges mehr gekostet und die Klienten wären «unzufriedener rausgegangen».
Mike Shiva selber meinte: «Wer das nicht bezahlen will, der muss mich nicht anrufen.»
Wie sich People-Spezialistin Flavia Schlittler auf Blick TV äussert, habe sich Mike Shiva «als Motivator verstanden». Er hat einigen Menschen Stabilität gegeben.
Für Beobachter, die ihm nicht ihr Leid anvertrauen wollten, war Mike Shiva zumindest mit garantierter Konstanz ein guter Unterhalter. Er schaute auf TeleZüri bei «Boser und Böser» in die Karten oder empfing in einer Reihe «Mike Shiva und Gäste» im Bernhard-Theater schräge Vögel wie Uriella.
Dillier zu dieser Karriere: Er sei einfach einer gewesen, der gestrampelt habe, um überleben zu können. «Und irgendeinmal kam der Erfolg.»
Mit seiner auffallenden und konsequent gestylten Erscheinung war Mike Shiva ein Markenzeichen und damit auch ein dankbares Opfer für Parodien. Einige der schönsten sind immer noch die von seinem Namensvetter Mike Müller in den Sendungen «Giacobbo/Müller». Unvergesslich die Shiva-Nummer im Papamobil bei ihrer Tour im Circus Knie. Leibhaftig hat es Mike Shiva nicht bis in diese Manege der Nation gebracht. Aber immerhin bis in das Sägemehl des Circus Royal. Dort konnte er wenigstens ein paar Wochen noch einmal seine Sehnsucht nach einem Nomadenleben verwirklichen.