Content:

Dienstag
06.10.2009

Noch eine Woche dauert es, bis die Schweizer Boulevardzeitung «Blick» wieder wie früher im Broadsheet-Format und mit zwei Bünden erscheint. Allmählich beginnt sich der vom Ringier-Verlag verbreitete Nebel zu lichten, und die Konturen der neu-alten Zeitung werden erkennbar. Eine dem Klein Report vorliegende Nullnummer macht deutlich, dass die Verantwortlichen den Versuch unternehmen, an die «grossen alten Zeiten» in den 80er-Jahren anzuknüpfen, als der «Blick» eine tägliche Auflage von mehr als 400 000 Exemplaren erzielte.

Der erste Eindruck ist ein haptischer: Der neue «Blick» fühlt sich wieder wie eine richtige Zeitung an. Das etwas schwerere Papier gibt auch die Farben besser wieder, was zusammen mit dem grossen Format die ganze Zeitung verbindlicher daherkommen lässt. Es bleibt bei der Farbe Grün für den Sportteil, wobei das «Blick»-Logo wieder wie es sich gehört auch im Sport-Bund rot gedruckt ist. Das für sehr grosse Fotos konzipierte Layout setzt entsprechend starke Bilder voraus: eine Herausforderung für die Bildredaktion.

Eine Herausforderung ist auch das für die Seite 1 geplante «Blick-Star-Bild»: Hier hat sich die Redaktion vorgenommen, Leserinnen in selbst gewählten Auftritten zu zeigen, wobei dies angeblich nicht notwendigerweise oben ohne sein muss. In der Nullnummer ist es Gabelstapelfahrerin Tina (23), die Schoggi und Prosecco als Schwächen und ihren Hund Tom als Wohnpartner ihrer Zweizimmerwohnung in Bern angibt.

Leserinnen (und Leser) ohne tolle Oberweite sollen zudem auf der Rückseite des ersten Bundes zum Zug kommen: Die hier vorgesehene Leserbriefseite versucht, den in der Vergangenheit etwas eingeschlafenen Kontakt zum Publikum zu wecken. Damit nimmt die Redaktion eine Forderung des früheren «Blick»-Chefredaktors Peter Uebersax auf, wie dieser gegenüber dem Klein Report gesagt hatte. Auch politisch wollen die «Blick»-Macher auf den Wunsch von Uebersax einschwenken und sich eher neutral, sicher aber nicht mehr auf der linken Seite des politischen Spektrums profilieren.

Für die Werber interessant ist, dass sich Ringier offen für alle möglichen Sonderwerbeformen gibt und Reklamen auch in unmittelbarer Nähe des Zeitungskopfes zulassen will. Die offiziellen Tarife sind allerdings noch nicht erhältlich.

Zum Start der Zeitung am 14. Oktober veranstaltet der Ringier-Verlag ein vier Wochen dauerndes Feuerwerk an Verlosungen: Jede Zeitung trägt eine Losnummer, und es gibt Tagespreise von 5000 Franken, Sachpreise sowie einen Hauptgewinn von 50 000 Franken zu gewinnen. Die angeblich bereits eingetretene Trendwende unter dem neuen De-facto-Chefredaktor Ralph Grosse-Bley bei den Kioskverkäufen soll sich so noch mehr verstärken - bis zur alten Grösse.

Was Ex-Chefredaktor Peter Uebersax vom «Blick» hält: Peter Uebersax vermisst im «Blick» den Humor