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Sonntag
07.03.2021

Medien / Publizistik

Tamara Wernli soll als Frau beim «Nebelspalter» Quoten bolzen...           (Bild: Youtube mit Tamara Wernli)

Tamara Wernli soll als Frau beim «Nebelspalter» Quoten bolzen... (Bild: Youtube mit Tamara Wernli)

Der Nebel lichtet sich beim «Nebelspalter» und es werden immer mehr Namen bekannt, die sich der Klarsicht verschrieben haben. So nennt sich der neue Verlag von Verleger Markus Somm.

Dieser will jetzt der Schweiz nicht mehr nur seine «Meinung» wie in der «SonntagsZeitung» klarmachen oder uns das Fürchten lehren mit Biografien über Henri Guisan und Christoph Blocher.

Somm, was in dieser Meldung hier nicht die Kurzform von Sommer – zum Beispiel der Sommer 2020 – bedeutet, will die Schweiz in Zukunft auch zum Lachen bringen.

Journalist sei nie sein Traumberuf gewesen, hat er einmal verlauten lassen. Jetzt wissen wir vom Klein Report, dass es Satiriker ist. Und da alle bekannten Satiriker mit Gagschreibern arbeiten – Harald Schmidt hatte mehr als 50, Viktor Giacobbo etwa 30 –, hat sich auch Somm inzwischen ein paar spitze Federn gekauft.

Reto Brennwald, der langjährige «Arena»-Moderator, wird jede Woche «ein gehaltvolles Gespräch mit prominenten Gästen führen», wie es in einer Mitteilung aus dem Reich der Klarsicht heisst. Das Gespräch wird dann als Videocast ausgestrahlt.

Dominik Feusi, der Bundeshaus-Chef des «Nebelspalter», wird wöchentlich einen Videocast aus dem Bundeshaus beisteuern, wo er die Woche in Bern mit hochkarätigen Experten und Politikern Revue passieren lässt.

Schliesslich noch Tamara Wernli. «Die scharfzüngige und zugleich vor Witz sprühende Baslerin erreicht auf Youtube bereits eine riesige Fangemeinde, die nun auch den 'Nebelspalter' kennenlernen wird», freut sich Markus Somm auf den Podcast seiner Quotenfrau. Dies natürlich im Sinne gemeint, dass Tamara die Quoten möglichst hochschnellen lässt.

Und da dies alles für Nichtsatiriker ein bisschen modern klingt, übernimmt der Klein Report gerne auch noch die Packungsbeilage, die der «Nebelspalter» seiner Medienmitteilung beigelegt hat.

Hier steht für alle, die bisher vom ältesten Satireblatt der Welt nur lustige und böse Zeichnungen erwartet haben: «Als Podcast bezeichnet man einen meist längeren Audiobeitrag, der über das Internet verbreitet wird. Oft hört man nur einen Host, sprich: einen Gastgeber, manchmal führt dieser Host auch ein Gespräch mit anderen Gästen. Ein Videocast (oder Videopodcast) ist so gut wie dasselbe, er unterscheidet sich einzig dadurch, dass man den Gastgeber und seine Gesprächspartner auch sieht. Statt bloss mit einem Mikrophon wird dieses Ereignis auch mit einer Fernsehkamera festgehalten. Diese neuen Medienprodukte erfreuen sich in den USA, dem Land der unbegrenzten Ideen, auch was die Entwicklung der Medien anbelangt, enormer Popularität. Insbesondere junge Leute sind dem Podcast vollkommen erlegen.»

Doch, doch. Bei diesem Erklärtext von Markus Somm muss man für ein Zielpublikum kurz vor dem Sommer 2021 nicht mehr beifügen, dass diese Belehrung natürlich nicht echt jetzt als notwendig erachtet, sondern nur ironisch gemeint sei. Aber vielleicht hat Markus Somm mit dieser ausführlichen Definition einer Podcast-Realität, die einem heutigen Publikum schon längst bekannt ist, einfach nur seinen eher printaffinen Investoren aufzeigen wollen, für was sie eigentlich jeweils ihre 100'000 Franken locker gemacht haben.