Die moderne Technologie und die Allgegenwart von Handys und Internet lässt die Verständigung per Morsecode umständlich, mühsam und langwierig erscheinen. Dennoch wird die Urform moderner Fernkommunikation bislang von Funkamateuren am Leben gehalten, für die Zulassung als aktiver Funker sei die Beherrschung der Morsetechnik immer noch obligatorisch, wie Spiegel Online am Freitag mitteilt.
Aber auch dieses letzte Morse-Biotop scheint jetzt ernsthaft in Gefahr: Die zuständigen US-Behörden wollen zukünftig auf die Morse-Prüfung für Funkamateure verzichten. In der meist wenig beachteten, aber äusserst vitalen Szene ist daraufhin eine hitzige Diskussion entbrannt. Die Fürsprecher des Morsens weisen vor allem darauf hin, dass der Code einfach, universell und vor allem relativ ausfallsicher sei: Kommunikation über grosse Entfernungen ist per Morsecode beispielsweise auch dann noch möglich, wenn Stromnetze ausgefallen sind, weil sich einfaches Funkequipment auch per Batterie betreiben lässt. Und wenn die Verbindung für Sprachdienste längst zu schwach ist, reicht sie oft noch für die Übermittlung von Morsezeichen.
1833 konstruierte Samuel Morse den ersten wirklich funktionstüchtigen Telegrafen, 1837 fand der erste öffentliche Testbetrieb des Systems statt, wobei der verwendete Code nur zehn Zeichen umfasste, Text musste daher vor und nach der Übermittlung in einen Zahlencode übersetzt werden. Laut dem Kommunikations-Theoretiker Paul Saffo könnte die Morsetelegrafie jetzt endgültig das gleiche Schicksal ereilen wie andere tote Sprachen, Morsen würde demnach zum Latein des Zeitalters der technischen Kommunikation.
Samstag
30.12.2006