Eine der schillerndsten Figuren der europäischen Politik und Medienwelt ist nicht mehr. Am Montag ist Silvio Berlusconi im Alter von 86 Jahren verstorben.
Der ehemalige italienische Ministerpräsident, Medienunternehmer und Multimilliardär litt an Leukämie. Am vergangenen Freitag musste er zu Kontrolluntersuchungen ins Spital eingeliefert werden. Sein Gesundheitszustand hatte sich über das Wochenende «drastisch verschlechtert», wie italienische Medien schreiben.
Silvio Berlusconi stand viermal an der Spitze der italienischen Regierung. Mit seiner Mediaset hat er ein Imperium geschaffen, zu dem auch der grösste kommerzielle TV-Sender Italiens gehört.
Begonnen hatte Berlusconi seine Karriere als Pianist und Sänger auf Kreuzfahrten. Auch beim Schlagerfestival in San Remo hatte er erfolgreich teilnehmen können.
Nach ersten geschäftlichen Erfolgen im Mailänder Baugewerbe interessierte sich Silvio Berlusconi in den 1970er-Jahren zunehmend für die Medienbranche und wurde zum Pionier des Privatfernsehens.
Mit zahlreichen Firmenzukäufen avancierte Berlusconi zum wichtigsten Medienunternehmer des Landes. Für seine Firmen im Medienbereich und in der Werbung gründete er 1987 die Holding Mediaset. Die Holding Fininvest diente als Unternehmensdach für sämtliche geschäftlichen Aktivitäten.
Die Mediaset verfügt in Italien mit ihren Privatsendern über einen Marktanteil von 45 Prozent. Berlusconi baute ein Netz formal unabhängiger Sender auf, die er mit seinen Programmen versorgte. Damit schuf er ein flächendeckendes Programm. 1980 fasste er das Netz im Canale 5 zusammen.
Mediaset konkurriert in erster Linie mit dem öffentlich-rechtlichen Sender RAI, dem privaten La7 und über Sky Group Limited auch Sky Italia von Comcast.
Der Hauptsitz von Mediaset befindet sich in Mailand. Das Unternehmen verfügt derzeit über drei Hauptproduktionszentren für Fernsehen, zwei in Mailand, eines in Rom.
Der «Medienpate», wie Silvio Berlusconi inzwischen genannt wird, hatte auch von einem europäischen Netzwerk von TV-Sendern geträumt.
Noch im Mai 2023 hat Berlusconis MediaForEurope MFE seinen Anteil bei ProSiebenSat.1 auf mehr als 25 Prozent erhöht und löste damit ein Prüfverfahren der deutschen Medienaufsicht aus.
Die MFE-Holding wird heute von Berlusconis Sohn Pier Silvio geleitet.