Wie geht man bei Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz (Rasch) mit der neuen Situation publizistisch und auf Verlagsseite um und was ist anders als in der ersten Lockdown-Phase? Chief Communications Officer Johanna Walser von Ringier beantwortete die Fragen des Klein Reports.
Eine neue Interviewserie zur zweiten Lockdown-Welle der Redaktoren Simon Wenger, Andreas Panzeri und Ursula Klein.
Ab Montag, 18. Januar gilt ein teilweiser Lockdown bis voraussichtlich Ende Februar. Gehen Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz (Rasch) in Kurzarbeit?
«Kurzarbeit ist für Ringier und Rasch und insbesondere deren Medientitel kein Thema. Ausnahme ist weiterhin einzig der Catering-Bereich, der einen sehr kleinen, einstelligen Prozentanteil ausmacht.»
Neu gilt ja die Homeoffice-Pflicht. Was ändert sich für Ringier und Rasch und Ihre Angestellten durch die striktere Homeoffice-Vorgabe?
«Ringier und Rasch haben früh gehandelt und setzen bereits seit Ende des letzten Jahres auf eine Homeoffice-Vorgabe, sodass sich für die Mitarbeitenden durch die Homeoffice-Pflicht des Bundes keine Änderungen ergeben. Von der Homeoffice-Pflicht ausgenommen sind diejenigen Mitarbeitenden, die aus produktionstechnischen Gründen nicht von zu Hause aus arbeiten können.»
Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz haben schon bei Beginn der Pandemie im März 2020 schnell auf Homeoffice umgestellt und vielfach weitergehende Schutzmassnahmen getroffen, um ihre Mitarbeitenden sowie die Gesellschaft bestmöglich zu schützen. Sie haben vermutlich schon aus der ersten Lockdown-Phase 2020 Erfahrungen mit Homeoffice. Was haben Sie dabei gelernt?
«Die schnelle Umstellung auf Homeoffice im März 2020 hat gut geklappt und das Arbeiten von zu Hause aus funktioniert nach wie vor. Wichtig ist, dass der persönliche Austausch auch im Homeoffice gepflegt wird, indem er bewusst geplant wird. Initiativen zu Mental Health und Bewegung wurden und werden weiterhin als unterstützende Massnahmen angeboten.»
Manche Unternehmen überlegen sich, Homeoffice in der einen oder anderen Form auch über die Pandemie hinaus beizubehalten. Wie ist das bei Ihnen?
«Für Ringier und Rasch ist klar, dass das Homeoffice über die Pandemie hinaus ein Bestandteil der Arbeitskultur bleiben wird. Basierend auf den bisherigen Homeoffice-Erfahrungen wird ein hybrides Mobile-Office-Modell erarbeitet.»
Coronavirus und Lockdown haben die Mediennutzung teilweise verändert. Der Informationshunger sorgte für Klickrekorde. Die TV-Primetime lockte noch mehr Leute vor die Flimmerkiste. Den Rückgang des Pendlerverkehrs bekam nicht nur «20 Minuten» zu spüren… Wie reagieren Sie in Ihrem publizistischen Angebot auf die Corona-Krise?
«Für den ‚Blick’ können wir folgendes sagen: Die umfassende und zuverlässige Information der Leserinnen und Nutzer zum Thema Corona ist in den letzten Monaten eine Priorität für ‚Blick‘ gewesen und bleibt es auch weiterhin – wir informieren, erklären und ordnen ein. Im Corona-Ticker auf Blick.ch berichten wir rund um die Uhr über die aktuellsten Entwicklungen. Das gesteigerte Bedürfnis der Nutzerinnen und Nutzer nach Information zeigt sich in den Zahlen: Der Corona-Ticker wurde 93 Millionen Mal aufgerufen und ist damit der meistgelesene Artikel auf Blick.ch in 2020.»
Und für Blick TV?
«Blick TV sendet jeweils live aus den Pressekonferenzen des Bundesrates und vertieft in Fokussendungen alles, was die Nutzerinnen und Nutzer aktuell bewegt: Vom Lockdown bis zur Impffrage, von der Maskenpflicht in Schulen bis zum verzweifelten Aufstand einer Beizerin. Uns ist es wichtig, in dieser schwierigen Situation nicht nur negative Nachrichten zu bringen, sondern auch immer das Positive zu betonen – Fortschritte beim Impfstoff, sinkende Zahlen, innovative Ideen von Unternehmern et cetera.»
Durch den teilweisen Lockdown gab es weitere Dämpfer. Was haben Sie auf Verlagsseite unternommen?
«Auf die mit dem Lockdown einhergehenden eingeschränkten Verkaufsmöglichkeiten hat die Blick-Gruppe mit erweiterten Massnahmen reagiert. Nach wie vor sind rund 1'000 ‚SonntagsBlick‘-Automaten im Einsatz und der ‚SonntagsBlick‘ ist zudem in über 220 Bäckereien in der ganzen Schweiz am Sonntag erhältlich. Neben dem Print-Abo und der dadurch garantierten sonntäglichen Hauszustellung ist der ‚SonntagsBlick‘ auch als E-Paper erhältlich. Stand Mitte Dezember 2020 haben wir bei den E-Papers fünfmal mehr Abos verkauft als in der gleichen Periode im Vorjahr. Gleichzeitig konnten wir während der gesamten Corona-Phase die E-Paper-Einzelverkaufszahlen um rund 30 Prozent steigern.»
Und für Ringier Axel Springer Schweiz?
«Das Thema Corona wird quer durch unser Portfolio redaktionell aufbereitet und von den unterschiedlichsten Seiten beleuchtet. Zahlreiche Publikationen von Ringier Axel Springer Schweiz verzeichnen seit Beginn der Krise ein Wachstum – besonders online wurde die Reichweite vielerorts nachhaltig gesteigert. Das Wirtschaftsportal cash.ch zum Beispiel hat seine monatlichen Nutzerinnen und Nutzer im Vergleich zum Vorjahr sogar verdreifacht. Auch im nicht-redaktionellen Bereich macht sich Corona bemerkbar: Die Hotline des Beobachter-Beratungszentrums bekommt seit Beginn der Krise deutlich mehr Fragen zu Themen wie Jobverlust, Kurzarbeit oder Vereinsamung – hier leisten unsere Expertinnen und Experten jeden Tag intensiv Rat und Hilfe. Die Ratgeber-Bücher des Beobachter-Verlags werden ebenfalls vermehrt nachgefragt. Zudem hat Ringier Axel Springer Schweiz im Oktober 2020 mit ‚Streaming‘ das erste Schweizer Programm-Magazin für Netflix & Co. auf den Markt gebracht, welches den Leuten gerade in den aktuellen, «wohnzimmerlastigen» Zeiten wertvolle Empfehlungen und Hintergründe zum Angebot der beliebten Streamingdienste liefert.»
Wie ist der Stand bei den Werbeeinnahmen derzeit bei Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz?
«Das Jahr hat den Erwartungen entsprechend begonnen. Nach zwei Arbeitswochen lässt sich noch keine Bilanz ziehen.»
Und wie haben sich die Werbeeinnahmen zwischen Anfang 2020 und Anfang 2021 insgesamt entwickelt?
«Die Saisonalitätsmuster stimmen überein. Der indexierte Stand ist vergleichbar.»
Die Branchen werden von der Corona-Krise und vom Lockdown unterschiedlich stark getroffen. Spüren Sie diese Unterschiede beim Buchen respektive Annullieren von Werbeaufträgen?
«Der Lockdown 2021 unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von demjenigen von 2020. Einerseits ist die Ausnahmeliste von geöffneten Branchen deutlich umfangreicher, andererseits haben diverse Branchen in Online-Kapazitäten und Bestellprozesse investiert, welche den stationären Handel umgehen und haben dadurch strukturelle Defizite wett gemacht. Somit ist eine eindeutige Aussage zur Zeit, jenseits der offensichtlichen Branchen wie zum Beispiel Event- und Gastroindustrie sowie deren Zulieferer, nicht möglich.»
Was erwarten Sie von der Entwicklung auf dem Werbemarkt kurz- und mittelfristig?
«Wir sind überzeugt, dass es gesamtwirtschaftliche Nachholeffekte auf der Nachfragerseite geben wird, welche dem Werbemarkt zusätzlichen Aufschwung verleihen werden.»