Content:

Donnerstag
14.03.2013

Die Literaturbeilage des «Schweizer Monats», der «Literarische Monat», ist neu als eigenständiges Produkt in einem Zusatzabonnement erhältlich. Damit richtet sich der Verlag an jene Leser, «die unser Engagement für die Literatur schätzen, mit den Politik- und Wirtschaftsthemen des `Schweizer Monats` aber weniger anfangen können», wie Kulturredaktor Michael Wiederstein gegenüber dem Klein Report sagte. Diese Nachfrage wolle der fünfmal jährlich erscheinende «Literarische Monat» bedienen, doch es sei klar, dass das Projekt ein Wagnis ist.

Der Umfang der Zeitschrift, die auch weiterhin dem Mutterheft beiliegt, wird dazu auf knapp über 40 Seiten pro Ausgabe erhöht, wobei jede Nummer einem Schwerpunkt des gegenwärtigen Schweizer Literaturschaffens gewidmet ist. So geht es etwa in der aktuellen Ausgabe um den Schriftstellernachwuchs, was dem Selbstverständnis der Zeitschrift als «Bühne für Nachwuchstalente wie auch für etablierte Schriftsteller» entspricht. Dieselbe Stossrichtung hat auch der hauseigene Literatur-Nachwuchswettbewerb «Treibhaus» unter der Schirmherrschaft von Hildegard Keller vom SRF-«Literaturclub», der in diesem Monat lanciert wurde.

Neben den regelmässigen freien Mitarbeitern wie Nora Gomringer, Francesco Micieli und Michael Stauffer sind seit März auch der Schriftsteller David Signer und der Journalist Christof Moser dabei, die sich in einer neuen Rubrik den Klassikern der Schweizer Literatur annehmen.

«Wir wollen im Prinzip all jene Buchfreunde und Zeitungs- und Magazinleser abholen, die weder im knorrigen Feuilleton noch in seichten Kultur-und-Gesellschafts-Banalitäten zu Hause sind», definierte Wiederstein das Publikum des «Literarischen Monats», der sich bewusst an ein breites Lesepublikum wendet. Langfristig rechne der Verlag mit etwa tausend zahlenden Abonnenten und einer Auflagensteigerung um circa 40 Prozent. Von den aktuell 4500 Exemplaren gehen 2500 Exemplare an die Abonnenten des «Schweizer Monats», der Rest an Veranstaltungen und Institutionen.

Auf die Frage des Klein Reports, wie die Publikation als eigenständiges Produkt wirtschaftlich überlebensfähig ist, meinte Wiederstein: «Bisher gar nicht. Wenn derartige Formate von vornherein überlebensfähig wären, so gäbe es ja genug davon.» Doch könne man als kleiner Verlag mit langer literarischer Tradition nicht ständig die eigene Geschichte hochhalten, «ein Hohelied auf die Qualität singen - und dann bezüglich des Literaturstandorts Schweiz untätig bleiben».

Es gehe heute wohl als Allgemeinplatz durch, so Wiederstein, «dass es um die Literaturseiten des Landes nicht unbedingt gut bestellt ist». So werde im Feuilleton «abseits jedes Lesernutzens geschwurbelt, dass selbst seminarerprobte Germanisten nicht mehr wissen, wovon eigentlich die Rede ist», während es bei den Kulturseiten immer mehr «in Richtung Lifestyle und Skandalisierung» gehe. Der Kulturjournalist dagegen glaubt, «dass Zugänglichkeit und Lesegenuss keine Widersprüche sind». In diese Nische wolle der «Literarische Monat» vorstossen und sich dabei langfristig über Abonnenten und Anzeigen finanzieren.

Bis die Zeitschrift genug Abonnenten habe, werde sie vom Erfolg des «Schweizer Monats» quersubventioniert. Zudem habe man Pro Helvetia und die Oertli-Stiftung als Partner gewinnen können. «Nun fehlen nur noch die grossen Schweizer Institutionen, die eigentlich den Auftrag haben, sich um das Literaturschaffen des Landes zu bemühen», sagte Michael Wiederstein abschliessend, und zielte damit auf Verlage, Verbände sowie Literaturfakultäten und -häuser ab, wo «bezüglich des Engagements teils noch Luft noch oben» bestünde.