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Montag
04.07.2016

TV / Radio

In «Der Läufer» wird die Geschichte eines Spitzensportlers, der sich zu einem brutalen Serientäter entwickelte, verfilmt. Waffenläufer und Serientäter? Da fällt einem spontan Mischa Ebner ein. Der 27-jährige Koch und bekannte Waffenläufer hatte im Juli 2002 eine 20-jährige Frau in Niederwangen getötet und eine andere junge Frau in Bümpliz mit einem Messer schwer verletzt. Nach seiner Verhaftung im August 2002 hatte er insgesamt 29 Delikte gestanden, darunter die Delikte von Niederwangen und Bümpliz sowie schwere Angriffe auf andere junge Frauen. Der mutmassliche Mörder nahm sich Ende 2002 im Gefängnis das Leben.

«Der Läufer» ist ein Kino-Spielfilm der Berner Produktionsfirma Contrast Film in Co-Produktion mit dem Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Regisseur des Films ist Hannes Baumgartner. Die voraussichtlichen Kosten des Films belaufen sich auf zwei Millionen Franken. Der Klein Report hat mit dem Co-Produzenten Stefan Eichenberger über den Film und Mischa Ebner gesprochen. «Der Film ist keine Biografieverfilmung des Frauenmörders. Wir haben den realen Fall zwar präzise recherchiert, nehmen uns aber die künstlerische Freiheit, letztlich eine eigene Geschichte zu erzählen - auch aus Rücksicht gegenüber den Opfern», so Eichenberger gegenüber dem Klein Report.


Stefan Eichenberger war in seiner Jugend selbst ein begeisterter Läufer und hat später herausgefunden, dass er in seiner Karriere sogar gegen Mischa Ebner angetreten ist. Eichenberger kann sich noch gut an den Serientäter erinnern. «Er hat ja von meinem Wohnort Herzogenbuchsee aus einen seiner Briefe an die Polizei abgeschickt», so Eichenberger. «Seine Taten haben damals die ganze Schweiz erschüttert und auch mich lange beschäftigt.»
 

Eichenberger, der zusammen mit dem Regisseur und Co-Autor Hannes Baumgartner die Filmschule in Zürich besucht hat, beschäftigt sich deshalb schon lange mit dem Gedanken, einen Film zu diesem Stoff zu realisieren. «Ein solcher Film muss aber mit der nötigen Würde und Achtung der Betroffenen geschehen. Das ist uns allen sehr wichtig.» Darum sollen die Familien der Opfer auch nicht aus der Zeitung vom Film erfahren, sondern die Produktionsfirma hat versucht, die Betroffenen persönlich zu informieren.

Die Hauptrolle in «Der Läufer» spielt Max Hubacher. Der Berner Schauspieler wurde 2012 für seine Rolle in «Der Verdingbub» mit dem Schweizer Filmpreis als bester Darsteller ausgezeichnet. Im Film trägt der Sportler den Namen Jonas Gerber. Er ist einer der hoffnungsvollsten Langstreckenläufer seiner Generation. Ein junger Mann mit zwei Gesichtern. Er arbeitet gewissenhaft in seinem Beruf als Koch, doch den Verlust seines Bruders, der ihm sehr nahe stand, kann er nicht überwinden. Er sucht nach Wärme und Verständnis und beginnt mit jungen Frauen nachzustellen. Mit einer schrecklichen Konsequenz. In diesem Herbst beginnen in Bern und Umgebung und im Kanton Thurgau die Dreharbeiten zu «Der Läufer».

 

Auch das neue Buch «Ein passender Mieter» des Berner Schriftstellers Lukas Hartmann erinnert irgendwie an die Geschichte des Waffenläufer Ebner. Denn in «Ein passender Mieter» schreibt Hartmann über ein Paar, dass das ehemalige Zimmer ihres Sohnes an einen Fahrradmechaniker, unauffällig, höflich und wortkarg, vermietet. Als sich die Schlagzeilen über einen Messerstecher häufen, der in der Stadt junge Frauen überfällt, regt sich bei der Vermieterin ein schrecklicher Verdacht.