Die Sportinformation wurde 1922 von Arnold Wehrle als Zürcher Sportnachrichten-Bureau in Zürich gegründet und könnte 2022 ihren 100. Geburtstag feiern. Doch zurzeit sieht vieles danach aus, als würde die alte Dame diesen runden Geburtstag nicht mehr erleben.
Denn wie kürzlich bekannt wurde, brechen dem SDA Sport, wie die Sportinformation seit der Integration 2015 in die Schweizerische Depeschenagentur (SDA) heisst, zurzeit reihenweise die Kunden weg. Mitbesitzerin Tamedia hat den Anfang gemacht. Die AZ Medien, die LZ Medien und das «St. Galler Tagblatt» könnten folgen, denn sie haben ihre Sport-Abos vorsorglich auf Ende Jahr gekündigt, wie der Klein Report vermeldete.
Die Verantwortlichen sind alarmiert und werden in diesen Tagen deshalb über die Zukunft von SDA Sport diskutieren. Der Ausgang ist mehr als offen, aber Insider sehen schwarz für die Zukunft des Sportdienstes. Denn mit dem Wegbrechen diverser Abos fallen der Nachrichtenagentur Erträge von mehreren hunderttausend Franken weg.
Und dabei ist es noch gar nicht so lange her, da galt die Sportinformation (Si) als rentables Geschäft. Der Geschäftsbericht der SDA bezeichnete die Sportinformation bei ihrer Übernahme 2015 als «kerngesundes Unternehmen».
Tatsächlich lieferte die Si in den letzten zwei Jahrzehnten Millionen-Beträge an ihre Muttergesellschaft ab. So machte sie 2008 stolze 11 Millionen Franken Umsatz, 2012 waren es dann noch 9,5 Millionen und 2014 schliesslich nur noch 9 Millionen Franken. Seit die Si in die SDA integriert ist, gibt sie keine Detailzahlen mehr heraus. Experten, die vom Klein Report befragt wurden, schätzen aber, dass der Umsatz noch immer bei etwa 8 Millionen Franken liege.
«Die Entwicklung im Medienmarkt hat zu erheblichen Mindereinnahmen bei der Si geführt», so die Schweizerische Depeschenagentur bei der Übernahme. «Dazu kam mit dem Aufkommen der Smartphones ein empfindlicher Ertragsrückgang bei den verschiedenen Diensten von Sport 164.»
Auch für einen langjährigen Kadermann sind dies die wichtigsten Gründe für die grossen Probleme von SDA Sport. Doch er geht noch einen Schritt weiter: «Die Verantwortlichen der Verlage haben keine Ahnung, was die Redaktoren von SDA Sport überhaupt leisten. Sie reduzieren sie auf den blossen Resultatedienst und glauben nun tatsächlich, dass sie dies mit einem eigenen Computer-Recherche-Tool auffangen können. Da kann man nur den Kopf schütteln.»
Dabei liefere die Belegschaft von SDA Sport doch weit mehr: «Die Journalisten gehören zu den besten des Landes. Sie haben in den wichtigsten Sportarten wie Fussball, Tennis, Ski, Eishockey und Leichtathletik beste Kontakte zu den Athleten, Trainern und Funktionären und liefern regelmässig Scoops.»
Bei weiteren Kündigungen würde die wertvolle Arbeit der SDA-Sportabteilung einfach wegfallen. «Und gerade kleinere Zeitungen können sich oft keine eigene Sportredaktion leisten.» Mit anderen Worten, die Auflösung von SDA Sport würde die Schweizer Medienlandschaft und die Sport-Berichterstattung nachhaltig verändern.