Die neuen Spielzeiten in den Theatern und Konzertsälen sind angelaufen. Die zweite Welle auch. Bei den Kulturschaffenden quer durch alle Sparten herrscht deshalb Alarmstufe rot.
«Der Kultursektor kann nachvollziehen, dass zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie einschneidendere Massnahmen notwendig sind. Diese werden aber viele Kulturschaffende und Kulturunternehmen endgültig existenziell gefährden», schreibt die Taskforce Suisseculture in einer Mitteilung, die am Sonntag an alle wichtigen Medien verschickt worden ist.
Tenor des Hilferufs: «Staatliche Einschränkungen der wirtschaftlichen Tätigkeiten müssen mit rascher und unbürokratischer finanzieller Hilfe abgefedert werden. Der Einbezug der Kulturverbände auf allen Ebenen der Staatsorganisation (Bund, Kantone und Gemeinden) ist wichtiger denn je.»
Die Taskforce, eine Gruppierung aller wichtigen Verbände von Musik über Tanz, Theater, visuelle Kunst, Festivals und Clubs sowie Autorinnen, Komponisten oder auch Promoter stellt vier Hauptforderungen auf: schweizweit einheitliche Regelungen für Kulturveranstaltungen; Einbezug der Kulturverbände bei der Ausgestaltung der gesamtwirtschaftlichen Massnahmen (Kurzarbeit, Corona-Erwerbsersatz) und frühzeitige Information der Kulturverbände über Pandemiemassnahmen und Einbezug bei der konkreten Umsetzung.
Rasche und unbürokratische Leistung der versprochenen finanziellen Unterstützung.
Es sei nachvollziehbar, dass Bund und Kantone handeln müssen, um die rasant zunehmende Verbreitung von Covid-19 zu stoppen. «Auch der Kultursektor will keine überfüllten Intensivstationen und keine Überlastung der Gesundheitsfachpersonen. Ihnen gilt unser allergrösster Respekt.»
Daher habe die Schweizer Kulturbranche seit dem ersten Lockdown die Massnahmen des Bundes engagiert umgesetzt, funktionierende Schutzkonzepte erarbeitet und konsequent angewendet.
Die Taskforce will deshalb auch darauf hinweisen: «Nur selten stecken sich Menschen bei Kulturanlässen an.»
Allerdings gäbe es auch Anlass zum Klagen: Leider hätten viele Kantone die Ausfallentschädigungen für das letzte halbe Jahr noch nicht oder nur zum Teil ausbezahlt. Die zentral organisierte Nothilfe durch Suisseculture Sociale habe dagegen gut funktioniert, was besonders für die zahlreichen Freischaffenden aus dem Kulturbereich überlebenswichtig war und sein wird.
Entscheidend werde in den nächsten Monaten aber auch sein, wie der Erwerbsersatz umgesetzt wird. Bisher liegt noch keine entsprechende Verordnung vor, obwohl die Betroffenen seit dem 16. September keinen Erwerbsersatz mehr erhalten.
Im Aufruf wird darauf hingewiesen, dass zu den Kulturschaffenden auch Fachpersonen im Bereich Veranstaltungstechnik, die Kulturunternehmen wie zum Beispiel Veranstaltende, aber auch Zulieferer wie Catering-Services gehören. Für diese wird es bei einem erneuten Lockdown oder weiteren Einschränkungen von Veranstaltungen existenziell bedrohlich. Ihr Erspartes haben die meisten bereits während dem ersten Lockdown aufgebraucht.
Fazit: Um das Überleben in den Griff zu bekommen, brauche es jetzt klare Regeln. «Die momentan herrschende Unsicherheit macht das Planen von Veranstaltungen unmöglich. Die Sponsorensuche ist deutlich erschwert, wenn keine Anlässe mehr stattfinden oder das Risiko hoch ist, dass geplante Veranstaltungen abgesagt werden müssen.»
«Die Zeit drängt», warnen die Kulturschaffenden. Dabei sei es für die Kulturbranche unabdingbar, dass nicht nur Einbussen durch Veranstaltungsverbote entschädigt werden, sondern auch die Einbussen in Folge der fehlenden Buchungen.