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Sonntag
30.03.2003

Beim aktuellen Waffengang im Irak gewinnen die Informationen im Internet zunehmend an Bedeutung. Denn das worldwide Web liefert schnell eine grosse Bandbreite sowohl an Infos als auch an Bildern zum Krieg. «Die Berichterstattung im Internet ist im Irak-Krieg mindestens so wichtig wie die im Radio während des Zweiten Weltkriegs und die Fernsehberichte zum Vietnam-Krieg», sagte Dean Wright, Chefredaktor des US-Nachrichtenportals MSNBC.com am Sonntag, auf dem sich die Nutzerzahlen am Tag des Kriegsbeginns mehr als verdoppelt hatten.

Zudem nutzen die User das Netz auch für Diskussionen über den Krieg. Auf dem Web-Portal von T-Online, wo nach Kriegsbeginn siebenmal so viele Nutzer wie an durchschnittlichen Tagen verzeichnet wurden, beteiligten sich nach Angaben von Redaktionsleiter Michael Schlechtriem 120 000 Surfer an einer Umfrage über den Irak-Krieg. Wem die Nachrichten allein nicht genügen, der findet im Internet Zusatzinfos. Die Waffenexperten-Seite www.globalsecurity.org erklärt zum Beispiel alles über die BLU-118-Bombe; www.terraserver.com liefert rund um die Uhr Satellitenbilder von Bagdad und anderen Regionen Iraks.

Darüber hinaus offenbart das Internet wieder einmal seine anarchischen Qualitäten: So genannte Webloggers liefern auf ihren privaten Sites vor allem kritische Ansichten über den Krieg. Sie durchstreifen das Netz auf der Suche nach interessanten Informationen, die sie zusammentragen und kommentieren. Während die Fernsehsender oft angehalten sind, keine Bilder von gefangenen oder verletzten Soldaten zu zeigen oder sich selbst Restriktionen auferlegen, erscheinen immer mehr dieser Webloggers im Netz und bieten gänzlich unzensierte Informationen.

Furore macht zurzeit ein so genannter Warblogger namens «Salam Pax» (Friede). Auf http://www.dear_raed.blogspot.com schreibt er ein tägliches Tagebuch aus Bagdad. Ob der Verfasser tatsächlich ein 29-jähriger Architekturstudent ist, darüber wird in der weltweiten Online-Gemeinde eifrig spekuliert. «Salam Pax» selbst äussert sich ungehalten: «Wenn ihr nicht glaubt, dass es mich gibt, dann lest doch einfach nicht weiter.» Er sei kein Propaganda-Instrument, meint «Salam Pax» - «höchstens mein eigenes». Siehe auch: Salam Pax und sein irakisches Kriegstagebuch im Internet