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Sonntag
18.08.2024

Medien / Publizistik

Schon fast wie bei den Grossen. Die Kleinen leben ihren Traum – und die Eltern bezahlen die Rechnung...         (Bild PD / FC Barcelona)

Schon fast wie bei den Grossen. Die Kleinen leben ihren Traum – und die Eltern bezahlen die Rechnung... (Bild PD / FC Barcelona)

Schweizer Fussballvereine buhlen mit Kinder-Camps um künftige Kunden. Und auch die spanischen Grossklubs aus Barcelona und Madrid blasen in der Schweiz zur Marketing-Offensive – und bitten die Eltern zur Kasse.

«Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.» Was im echten Leben gilt, ist im Fussballgeschäft nicht anders. Deshalb wird die balltechnische Früherziehung immer wichtiger – vor allem, wenn die von einer gesunden Portion Ehrgeiz beseelten Eltern ihre Sprösslinge zu einer grossen Karriere animieren möchten.

Um dem Nachwuchs auf die Sprünge zu helfen, eignen sich Feriencamps besonders gut. Denn in fünf Tagen wird von fachkundigen Trainerinnen und Trainern alles vermittelt, was es auf dem Feld der Träume braucht: Ballbehandlung, Schusstechnik und taktische Finessen. Die kultivierte Blutgrätsche und die spontane Inszenierung des Sterbenden Schwans kennen die Kinds normalerweise schon von der freien Wildbahn auf dem Pausenplatz oder aus dem Fernsehen.

Und vor allem: Durch die Camps soll Identifikation geschaffen und neue Kundschaft angeworben werden. Frei nach dem Motto: Wer die Kleinsten begeistert, hat die Eltern auf sicher. 

Schaut man sich in der Schweiz um, bietet (unter den Grossklubs) der Schweizer Meister Young Boys das beste Preis-Leistungs-Verhältnis: Hier kostet ein fünftägiges Feriencamp 330 Franken – zwei vollständige Ausrüstungssets (Shirts, Hosen, Stulpen) sowie die Verpflegung sind inbegriffen. Obendrauf gibt’s zwei Tickets für ein Meisterschaftsspiel der ersten Mannschaft – und einen Besuch des einen oder anderen Stars. 

Der FC Zürich ist mit den Young Boys gleichauf. Beim aktuellen Leader kostet der Kurzlehrgang 330 Franken – ein Meet & Greet mit dem Präsidentenpaar Ancillo und Heliane Canepa ist da inbegriffen. Das Angebot ist auch für Mädchen (im Girls Camp) ausgeschrieben.

Etwas teurer sind die Feriencamps beim FC Basel (340 Franken) und in St. Gallen (380 Franken). Für alle Schweizer Klubs gilt aber: Für einen vergleichsweise überschaubaren Betrag wird allerhand geboten.

Die zahlungskräftige Schweizer Kundschaft weckt längst auch die Fantasien internationaler Grossklubs. So hat der katalanische Kultverein FC Barcelona auf seinem Beutezug durch Europa die Schweiz ins Visier genommen. Auf der Homepage swiss-barcaacademy.com fragt er den Nachwuchs: «Möchtest du dich eine Woche lang wie ein Barça-Spieler fühlen und wie ein solcher trainieren?» 

Wer es will, erhält die Chance in Zürich, Basel, Bern, Luzern oder Baden – und in den Herbstferien ausserdem an der Zürcher Goldküste (Erlenbach) oder in Genf. Doch hier trennt sich die Spreu vom Weizen schon beim Anmelden: Der FC Barcelona verlangt für die fussballerische Schnellbleiche 749 Franken. 

Schon fast zum Dumpingpreis bietet Real Madrid die Chance, sich fünf Tage richtig königlich zu fühlen: Zusammen mit dem FC Bülach führt er ein Camp zum Preis von 499 Franken durch. Kylian Mbappé wird zwar die Schweizer Kids kaum persönlich begrüssen, aber das blütenweisse Trikot, das die Buben und Mädchen nach Hause nehmen dürfen, ist fast so viel wert wie ein Sieg in der Champions League – fast.