Der «Goldene Löwe» des Filmfestivals in Venedig zähle nichts mehr auf dem Markt, hätten ihm US-Filmverleiher erklärt. Mit dieser Aussage im Vorfeld der am Donnerstag beginnenden 59. Filmfestspiele Venedig sorgte der neue Direktor Moritz de Hadeln für einen Eklat. Der Wettbewerb habe international massiv an Bedeutung verloren, meinte er. Der Preis sei zu oft nach esoterischen Kriterien verliehen worden, sagte der Schweizer am Wochenende. Er kritisierte auch die bürokratische Organisation des Festivals. «Wie alle wichtigen Preise darf der Goldene Löwe nicht nur einen Regisseur oder eine Produktion fördern, er muss auch das Publikum ins Kino locken», betonte de Hadeln. Kritik erntete das Filmfestival in Venedig auch vom italienischen Starregisseur Franco Zeffirelli. «Venedig ist zum Schaufenster für indische und iranische Filme geworden», kritisierte der Filmemacher.
De Hadeln, der nur gerade vier Monate Zeit hatte, um das Festival in Venedig vorzubereiten, erntete Kritik von seinem Vorgänger Gian Luigi Rondi. «Ich bin über de Hadelns Worte verblüfft. Ich begreife nicht, wie er ein Filmfestival leiten kann, wenn er kein Vertrauen in seine Mitarbeiter hat. Ich teile de Hadelns Skepsis über die Zukunft des Festivals nicht», so Rondi. In den vergangenen Jahren hätten oft Filme Preise erhalten, die keinen Erfolg beim Publikum hatten. Dies sei aber nicht immer der Fall gewesen. «Ich verstehen nicht, warum man unbedingt den Preis mit dem Erfolg in den Kinosälen verbinden muss», findet Rondi. Mehr dazu: Filmfestival Venedig: Moritz de Hadeln neuer Leiter und Moritz de Hadeln wird neuer Direktor der Biennale
Montag
26.08.2002