Eine der letzten Amtshandlungen des scheidenden Medien- und Verkehrsministers, Bundesrat Moritz Leuenberger, war eine kurze Rede beim Durchstich des Gotthard-Basistunnels am Freitag. Der Klein Report publiziert den dreiminutigen Exkurs in leicht gekürztem Wortlaut.
«Liebe Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, liebe Mineure, Bauarbeiter, Vermesser und Ingenieure, liebe Verkehrsminister aus der EU, zugeschaltet aus Luxemburg, liebe Sissi, liebe heilige Barbara, der Berg ist gross. Wir sind klein. Gemeinsam haben wir Grosses gewagt. Gestern wollten wir den Berg versetzen. Heute durchbohren wir ihn und schaffen den längsten Tunnel der Welt
Kein privates Unternehmen hätte dieses Risiko auf sich nehmen können. Nur eine politische Gemeinschaft ist dazu in der Lage.
Die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben den Mut zu diesem Tunnel an der Urne bezeugt: Sie haben Ja gesagt zum Gotthardtunnel und zum Lötschbergtunnel. Sie haben Ja gesagt zur Finanzierung, nämlich Ja zu einem Fonds und Ja zur Schwerverkehrsabgabe, die ihn speist. Sie haben Ja gesagt zum Abkommen mit der EU.
Der heutige Tag beweist, wie nachhaltig, wie konsequent, wie effizient unsere direkte Demokratie ist: Wenn alle Betroffenen beteiligt werden, wenn mit ihnen Kompromisse gesucht und gefunden werden, wenn sich also auch Minderheiten in den Beschlüssen wiedererkennen, dann müssen sie nicht auf Proteste und Demonstrationen ausweichen, und dann kann die Demokratie Berge versetzen ...
Natürlich gab es Zweifler, die nicht daran glaubten, dass wir es schaffen würden, die immer wieder den Abbruch der Arbeiten forderten, die warnten, dass die Kosten aus dem Ruder laufen würden. Doch wir wollen ihnen das heute nicht vorhalten. Zum Mut gehört auch Grossmut. Es braucht die Warner. Auch wegen ihnen haben wir die Kosten minutiös berechnet und beaufsichtigt. Deswegen, liebe Kritiker und Mahner: Willkommen bei uns in der Festgemeinde.
Hier, inmitten der Schweizer Alpen, entsteht eines der grössten Umweltprojekte des Kontinents. 2300 Meter über uns scheidet sich das Wasser, es fliesst entweder über den Po in das Mittelmeer oder über den Rhein in die Nordsee. Doch hier unten, inmitten von Tausenden Tonnen Gestein, öffnet sich in wenigen Minuten ein Tunnel, der die beiden Meere direkt miteinander verbindet.»
Samstag
16.10.2010




