Jung von Matt/Limmat hat an den Werbe-Weltmeisterschaften in Cannes zwei bronzene Löwen abgeräumt. Im Gespräch mit dem Klein Report verrät Kreativ-Chef Dennis Lück die Zauberformel der beiden Kampagnen und erzählt, wie die Verwunderung eines neu zugezogenen Mitarbeiters über den eidgenössischen Sirenentest die zündende Idee gab.
Sie sind selber in Cannes vor Ort. Wie ist die Stimmung dieses Jahr an der Croisette?
Dennis Lück: «Meine Antwort ist natürlich geprägt von der gestrigen Swiss Party. Da war die Stimmung grandios. Die Schweizer Young Creatives wurden gefeiert, die Löwen begossen und natürlich knallhart genetzwerkelt.»
Die JvM-Kampagne «Sirenenalarm» hat am Dienstagabend einen Bronze-Löwen in der Kategorie «Media» gewonnen. Zudem war sie in der «Radio & Audio»-Kategorie gleich zweimal nominiert, für einen Löwen hats am Donnerstag dann nicht gereicht. Und doch: Wie lässt sich die Anerkennung dieser Arbeit für Amnesty International aus Ihrer Sicht erklären?
Lück: «Das ist sehr einfach zu erklären: Die Idee basiert auf einem ´Social Insight`, wie es Cannes so schön formuliert, und dann ist sie einfach auch ´noch nie dagewesen`. Diese beiden Aspekte in Kombination machen die Idee so kraftvoll.»
Auch die Kampagne für Ibis «The Social Media Sitter» hat einen Bronze-Löwen gewonnen. Was ist das Besondere an dieser Kampagne?
Lück: «Verzeiht es mir, wenn ich exakt die gleiche Antwort geben: Ganz starker ´Social Insight`, die Sehnsucht nach Digital Detox unter den Millenials und eine noch nie dagewesene Nutzung von Influencern. Wieder diese beiden Aspekte. Wir sollten eine Zauberformel daraus machen, dann holen wir nächstes Jahr noch zehn Löwen mehr.»(lacht)
Die beiden Kampagnen sind von der «Tonlage» her sehr unterschiedlich: Die Arbeit für Amnesty ist ernst, es geht um den Krieg im Jemen, während die Kampagne für die Hotelkette frisch und leicht daherkommt. Welche der beiden Kampagnen gefällt Ihnen persönlich besser?
Lück: «Gemeine Frage. Welches Kind mag ich lieber? Ganz ehrlich: Ich finde beide Arbeiten gleich geil. Bei beiden haben wir, selbst als sie noch in Skizzen-Form vorlagen, gewusst, dass sie gross werden können. Ich liebe also beide Kinder.»
Wie kam es zur Idee, den schweizweiten Sirenentest als Kampagnen-Aufhänger zu nutzen? Und wie war der kreative Prozess bis zur Umsetzung?
Lück: «Der kreative Impulsgeber für die Idee kam neu in die Schweiz: Frederik Dreier. Er wunderte sich total über den Sirenentest. Als er losging, und zwar im Jahr zuvor, war er fast geschockt, während wir alle drum herum ganz relaxed geblieben sind. Wir wussten ja, aha, wieder Sirenentest. Für ihn war der Test völlig neu, und er hat mit der neutralen Sicht auf den Test und die Absurdität darüber, dass es überhaupt einen gibt, die Idee entwickelt.»
Mit wie vielen Arbeiten waren Sie in diesem Jahr in Cannes am Start?
Lück: «Wir haben zwei Arbeiten breit eingereicht, eben die beiden Gewinner. Und vier Lucky-Punch-Kandidaten in kleinen Kategorien eingegeben. Lucky sind wir immer noch für diese vier, aber für den Punch in Cannes hat es da nicht gereicht. Auch das gehört hier zur Lotterie.»
Wer ist für Jung von Matt/Limmat in diesem Jahr alles in Cannes, um die Löwen entgegenzunehmen?
Lück: «Wir sind hier als zehnköpfiges Projekt-Team unterwegs. Kommunikationschefin, vier hungrige junge Talente, Projektleitung, Strategie und Geschäftsführung sind am Start. Wir könnten von hier aus eine Kampage launchen...»
Und wie feiert Ihre Agentur die Löwen so über die Distanz Côte d'Azur-Limmat?
Lück: «Gestern haben sich unsere Winner mit Cannes-Freunden aus anderen Agenturen getroffen und haben gefeiert. Das fand ich grandios, denn es war einfach agenturübergreifend und cool. Natürlich müssen wir noch mal feiern, erst recht für diejenigen, die gewonnen haben und nicht hier vor Ort sein konnten. Es kracht also noch mal ordentlich bei JvM.»