Es ist fast ein bisschen wie Weihnachten ohne die Weihnachtsbeleuchtung. Man realisiert gar nicht, dass der Event stattfindet. Vielleicht ist es, weil man sich nach zwei Jahren der Absage daran gewöhnt hat, dass es auch ein Kreativleben ohne Cannes geben kann.
Vielleicht ist es auch, weil die Shortlists für die Schweiz in diesem Jahr noch kürzer ausfallen, als es ihr Name erlaubt. Einzige Ausbeute bleiben drei Shortlistplätze von Ruf Lanz für die Welti Furrer Kunsttransporte. Von einem Löwengebrüll werden Werber in Zürich zur nächtlichen Partyzeit höchstens geweckt, wenn sie in der Nähe des Zoos wohnen. Die letzte helvetische Hoffnung, «No Drama» von Schweiz Tourismus und Wirz mit Roger Federer und Robert De Niro, ist am Donnerstag ebenfalls überraschend ohne Shortlist aus dem Rennen gefallen. Dabei findet sich der nach dem gleichen Muster gestrickte Spot «No one upstages the Grand Tour of Switzerland» mit Roger Federer und Anne Hathaway auf Platz zwei des diesjährigen Cannes Ads Leaderboards mit den beliebtesten Spots des Cannes-Wettbewerbs auf YouTube.
Auch Dennis Lück, Gründer und Geschäftsführer von Brinkertlück Schweiz, wird in diesem Jahr nicht nur keinen Löwen, sondern nicht einmal einen Kater in Cannes einfangen.
«Dieses Jahr fällt Cannes leider für mich aus», meint er auf Anfrage vom Klein Report. «Nicht, weil wir nicht einreichen, sondern schlicht und ergreifend, weil ich es nicht auf dem Radar hatte. Als ich das Datum gesehen habe, hab ich meinen Kalender geöffnet und festgestellt, dass da schon dutzende Termine drin waren. Und das hat einfach noch absolute Vorfahrt für mich.»
Die «noch sehr junge Agentur» Brinkertlück hat mittlerweile knapp 60 Mitarbeitende, 28 davon am Standort Zürich. «Und da ich zu 1000 Prozent operativer Kreativer bin, musste ich leider passen. Eine Runde Mitleid für mich, bitte (lacht).»
Spass beiseite. Cannes sei immer noch ein grandioses Event, um sich inspirieren zu lassen, etwas zu lernen, sich auszutauschen «und viel zu teuren Rosé zu trinken».
Aber Dennis Lück wünsche allen, die hingehen, ein paar fantastische Tage und er drücke natürlich allen Schweizer Einreichungen die Daumen. «Bringt ein paar Löwchen mit nach Hause.»