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Montag
16.05.2022

Medien / Publizistik

Buchcover eines Werks von Deniz Yücel mit seiner «Geschichte über Freiheit und Freundschaft, Demokratie und Nichtsodemokratie»…            (Cover: KiWi-Verlag)

Buchcover eines Werks von Deniz Yücel mit seiner «Geschichte über Freiheit und Freundschaft, Demokratie und Nichtsodemokratie»… (Cover: KiWi-Verlag)

Es soll ein interner Machtkampf gewesen sein. Bei den Querelen ging es im Kern um den Führungsstil, Mobbingvorwürfe und den Umgangston. Die Situation eskalierte mit einem Antrag auf die Abwahl des PEN-Club-Präsidenten Deniz Yücel.

Die Abstimmung scheiterte knapp. Doch Yücel erklärte am Freitag trotzdem seinen Austritt aus der «Bratwurstbude», wie er den noblen Club bezeichnete.

Bereits am Samstag wurde darauf an der Mitgliederversammlung in Gotha Josef Haslinger mit grosser Mehrheit interimsmässig an die Spitze der Schriftstellervereinigung gewählt. Der Österreicher soll bis zur Neuwahl der Führungsriege auf einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung in einigen Monaten die Schriftstellervereinigung führen.

Haslinger übte das Amt bereits 2013 bis 2017 aus. Zu den bekanntesten Werken des Schriftstellers zählen «Opernball», «Das Vaterspiel» oder «Phi Phi Island».

Deniz Yücel meinte nach seinem Rücktritt zur Deutschen Presse-Agentur: «Ich will keine Galionsfigur für diese Bratwurstbude sein.» Zugleich erklärte der Journalist und Publizist seinen Austritt aus der Schriftstellervereinigung. «Der Verein mit den grossen Namen ist Geschichte.»

Die Mehrheit der Mitglieder seien «Wichtigtuer und Selbstdarsteller», die den Verein gekapert hätten und für die verfolgte Autoren nur Beiwerk seien, rechnete Yücel nach nur siebenmonatiger Amtszeit emotional mit dem Verein ab. Der 48-Jährige war erst im vergangenen Oktober an die Spitze des PEN-Zentrums gerückt. Vorher sass Yücel ein Jahr in türkischer U-Haft wegen angeblicher Terrorpropaganda.

Das PEN-Zentrum Deutschland hat nach eigenen Angaben 770 Mitglieder und ist eine der weltweit mehr als 140 Schriftstellervereinigungen, die im internationalen PEN vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists und Novelists.