Mehr als zweihundert Polizisten der Sondereinheit für «nationale Sicherheit» durchsuchten am Mittwoch in Hongkong ab sechs Uhr morgens die Redaktionsräume von «Stand News». Die Nachrichtenwebsite ist das prominenteste der noch verbliebenen regierungskritischen Hongkonger Medien.
Gleichzeitig mit der Razzia wurden sechs Personen mit Verbindungen zu «Stand News» festgenommen, wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichtet. Der Chefredaktor der Non-Profit-Publikation «Stand News», Patrick Lam, legte unmittelbar nach seiner Festnahme seinen Posten nieder. Seine Wohnung und die der anderen fünf Festgenommenen wurde durchsucht.
Die Hongkonger Journalistenvereinigung äusserte sich am Mittwoch «tief besorgt, dass die Polizei innerhalb eines Jahres wiederholt führende Medienschaffende festgenommen und die Büros von Medienorganisationen durchsucht hat, in denen sich grosse Mengen journalistischen Materials befanden».
Lokale Medien veröffentlichten Videos, auf denen zu sehen ist, wie Beamte Dutzende Kartons und Kisten mit Unterlagen und Laptops aus dem Gebäude tragen. Das Vorgehen vor Sonnenaufgang ähnelte den Polizeirazzien gegen die einflussreiche Tageszeitung «Apple Daily» im Juni 2021. Eine Woche später erschien ihre letzte Ausgabe.