Allein die erste Folge erschlägt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit ihrem Auftakt: «Die Serie beruht auf wahren Begebenheiten. Einiges wurde jedoch aus dramaturgischen Gründen frei erfunden.»
Nicht erfunden sei die Tatsache, dass seinem Sohn im Alter von 15 Jahren OxyContin verschrieben wurde. «Er lebte viele Jahre mit der Sucht und starb schliesslich mit 32 ganz allein, in Eiseskälte auf einem Tankstellenparkplatz. Wir vermissen ihn.»
Es geht um OxyContin von Purdue Pharma – der Firma, die der Familie Sackler gehört. 1996 entwickelte Purdue Pharma das Mittel, das laut aggressiver Eigenwerbung allen Schmerzpatienten helfen sollte und dabei nicht süchtig machen würde.
Dies wurde ohne Langzeitstudien und ohne evidenzbasierte Forschung behauptet – alle Institutionen, Ärzte und Apothekerinnen folgten dieser Fiktion. Sogar die FDA (Food and Drug Administration) gab grünes Licht, wenn auch unter höchst verdächtigen Umständen.
Die neue Netflix-Serie ist spannend, Aufklärung vom Feinsten und zeigt, wie Big Pharma in den USA zu den grössten Manipulatoren mutiert ist.
Matthew Broderick spielt die Hauptrolle ebenso exzellent wie die Hauptdarstellerin Uzo Aduba; die Dialoge von Drehbuchautoren Noah Harpster und Micah Fitzerman-Blue sind superb. Richard Sackler erklärt sein Millionengeschäft auf dem Rücken von Hunderttausenden von Toten folgendermassen: «Das menschliche Verhalten besteht im Wesentlichen aus zwei Dingen: Weglaufen vor Schmerzen und Hinlaufen zum Vergnügen. Es ist ein Zyklus. Und dieser Zyklus ist unsere Existenz.»
Netflix, «Painkiller». Miniserie zur Familie Sackler, OxyContin und der Opiodkrise in den USA.