Premier David Cameron persönlich hat seinen Kabinettschef Jeremy Heywood angewiesen, dem «Guardian» klarzumachen, dass die Berichterstattung der Zeitung über die Überwachungstätigkeiten der Geheimdienste Konsequenzen haben könnte. Dies vermeldete der «Independent» am Dienstag mit Berufung auf Quellen aus hohen Regierungskreisen.
Der Chefredaktor des «Guardian» Alan Rusbridger kommentierte am Montag das Ausmass der Regierungskontrolle. Er sei mehrmals von Regierungsmitgliedern kontaktiert worden, die ihn unter Druck setzten, im Interesse der nationalen Sicherheit das Material im Fall Edward Snowden zu vernichten.
Rusbridger berichtet, dass er gefragt habe, was die Regierung unternehmen würde, falls er das nicht tun würde. Er wurde darüber informiert, dass der «Guardian» auf juristischem Weg gezwungen werden könnte, das Material aufzugeben.
Im Keller des «Guardian» kam es vor einigen Wochen zu einer bizarren Szene: Zwei Sicherheitsleute des britischen Geheimdienstes GCGQ überwachten «Guardian»-Mitarbeiter dabei, wie diese Festplatten und Daten-CDs mit physischer Gewalt zerstörten.
In seinem Kommentar wandte Rusbridger ein, dass die Berichterstattung des «Guardian» zum Fall Snowden ohnehin von New York aus gemacht würde und dort auch noch Kopien des Materials vorhanden seien, da dort die Pressefreiheit durch das First Amendment in der US-Verfassung besser geschützt sei und die Recherche aus Sicherheitsgründen wieder vermehrt offline geschehe. Er betonte, dass die Vernichtung des Materials eine Berichterstattung ebenso wenig verhindern könne wie die Festnahme von David Miranda.
Der Lebenspartner des «Guardian»-Kolumnisten Glenn Greenwald war am Sonntag wegen Terrorverdachts am Londoner Flughafen Heathrow festgehalten worden. Rusbridger bezeichnete die Terrorvorwürfe in einem BBC-Interview am Dienstag als weit hergeholt und zeigte sich besorgt, dass sie ins solch willkürlicher Weise verwendet werden konnten, um die Rechte von Journalisten zu beschneiden.