Das Welterbekomitee der Unesco hat, wie erwartet, das architektonische Werk von Le Corbusier auf die Liste des Welterbes eingeschrieben. Die Einschreibung umfasst 17 Werke von Le Corbusier in sieben Ländern (Frankreich, Schweiz, Argentinien, Belgien, Deutschland, Japan und Indien). Aus der Schweiz wurden die «Petite Villa au bord du lac Léman» im waadtländischen Corseaux und das «Immeuble Clarté» in Genf aufgenommen.
Das Werk von Le Corbusier, der 1887 in La-Chaux-de-Fonds als Charles-Edouard Jeanneret-Gris geboren wurde und 1965 in Südfrankreich beim Baden im Meer starb, ist ein zentraler Beitrag zur architektonischen Moderne.
Zwischen 1910 und 1960 initiierte diese neue Strömung eine globale Debatte zur Aufgabe der Architektur, erfand eine neue architektonische Sprache, modernisierte die Konstruktionsweisen und suchte nach Antworten auf die Bedürfnisse der modernen Gesellschaft.
Le Corbusier war einer der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts, dessen neue Ideen aber auch Kontroversen auslösten. Sein Pseudonym Le Corbusier nahm er in Anlehnung an den Namen seiner Urgrossmutter Lecorbésier und von corbeau (Rabe) erstmals in der Zeitschrift «L’Esprit nouveau» 1920 an.
Le Corbusiers Werk steht für eine innovative Auseinandersetzung mit neuen räumlichen und architektonischen Konzepten und hatte wesentlichen Einfluss auf die Bautätigkeit in weiten Teilen der Welt.
Das Welterbekomitee anerkannte an seiner 40. Sitzung den aussergewöhnlichen universellen Wert der Serie ausgewählter Werke von Le Corbusier. Die 17 Objekte in sieben Ländern verkörpern aussergewöhnliche architektonische und konstruktive Antworten auf die gesellschaftlichen Herausforderungen des 20. Jahrhunderts.
Die Kandidatur Le Corbusiers wurde unter der Federführung von Frankreich bereits zweimal beim Welterbekomitee eingereicht. 2009 und 2011 wurde sie jedoch zur Überarbeitung zurückgewiesen.
Die beteiligten Staaten haben die vorgeschlagene Serie deshalb neu formuliert und dabei auch die Anzahl Objekte reduziert. Aus diesem Grunde mussten in der Schweiz die Villa turque und die Maison Blanche in La Chaux-de-Fonds, Frühwerke des Architekten, zurückgezogen werden.
In der Schweiz war und ist der Waadtländer Architekt höchst umstritten. So war seine Neigung zu faschistischem Gedankengut hinlänglich bekannt. Und er neigte zu Grössenwahn, wie die «Südostschweiz» in einem Artikel über ihn schrieb. Schon als junger Mann hatte er seiner Mutter verkündet, sein Ehrgeiz, seine Eitelkeit und sein Stolz würden ihn zu grossen Dingen treiben.
Den Grössenwahn bewunderte er auch an Hitler: «Wenn es ihm mit seinen Ankündigungen ernst ist, kann Hitler sein Leben mit einem grossartigen Werk krönen: der Neugestaltung Europas.»