Böse Zungen behaupten, in der Stadt Zürich gehe man zum Lachen in den Keller. Will man nicht gerade eine Velobrücke für 80 Millionen Franken aus dem Boden stampfen oder das Tempo-30-Regime flächendeckend ausbauen, scheint die lokale Politik oft im Verweigerungsmodus zu stecken.
Dies betrifft auch das «Züri Fäscht». Nachdem die behördlichen Auflagen immer restriktiver und die Toleranzgrenzen von Stadtpräsidentin Corine Mauch enger gezogen wurden, liegt die grösste Party des Landes auf dem Sterbebett für Volksfeste.
Glücklicherweise gibt es rund 25 Kilometer seeaufwärts noch ein Städtchen, in dem die Lebensfreude nicht von einer Vakuumpumpe abgesogen wird: Rapperswil-Jona, auch als Rosenstadt bekannt. Dort leben zwar fünfzehnmal weniger Menschen (26‘000) als in der Zwingli-Metropole, doch richtig festen kann Rappi noch – und dies nicht nur, wenn sich der örtliche Eishockey-Klub für die Play-offs qualifiziert.
Jungunternehmer und Radio-Zürisee-Besitzer Fabian Villiger macht es vor. Als OK-Präsident verantwortet er das lokale Seenachtsfest, das an diesem Wochenende sein 100-Jahr-Jubiläum begeht. Es ist die schönste Party weit und breit – nicht nur wegen dem fast schon mediterranen Ambiente zwischen Schlosshügel und Hafenquai.
Zum Programm gehören in diesem Jahr Livekonzerte von nationalen Acts wie Bligg, Florian Ast oder Ida Jane, aber auch zwei grosse Feuerwerke und spektakuläre Kunstflieger.
Die Patrouille Suisse glänzt zwar durch Abwesenheit, aber dies nicht aus ökologischen oder moralischen Gründen, sondern weil die Airbase Emmen ausgerechnet an diesem Wochenende wegen Unterhaltsarbeiten geschlossen bleibt.
Villiger wusste Rat – und hat als Realersatz die weltweit erste rein elektrische Flugshow aufgeboten. Sechs E-Flugzeuge für Formationsflüge werden vor rund 100‘000 Zuschauern abheben. Statt Überschallknallen wird das leise Surren der Elektromotoren zu hören sein.
«Das ist ein echtes Highlight für unser Traditionsfest», sagt Villiger zum Klein Report, der damit auch ein starkes Zeichen in Richtung Stadt Zürich schickt. Oder mit anderen Worten: In Rapperswil-Jona werden die Feste noch gefeiert, wie sie fallen – und das mit Pauken und Trompeten. Und Flugzeuge heben hier auch mit Strom aus der Steckdose ab.