Corona ist daran, langsam aus unserem Alltag zu verschwinden. Nicht so leicht verschwinden wird die Pandemie aber in verschiedenen Buchhaltungen. Das berichtet die «NZZ am Sonntag» in ihrem Kulturteil.
Während des Lockdowns hat der Bund die Kulturbetriebe nicht nur mit Ausfallentschädigungen unterstützt. 80 Millionen zusätzlich hat es in der Kulturbranche für sogenannte «Transformationsprojekte» gegeben. Damit sollten sich die Kulturschaffenden neue Strukturen geben sowie ein neues Publikum gewinnen.
Unter den Begünstigten findet sich auch das in Konkurs gegangene Kulturzentrum Kosmos. 300'000 Franken wären es gewesen. Da die Transformationsbeiträge in zwei Raten überwiesen werden, hat das Kosmos vom Kanton bevor es Konkurs ging erst 150'000 Franken erhalten. Rund 70'000 Franken seien bereits ausgegeben, für die restlichen 80'000 Franken habe der Kanton einen Antrag auf die Konkursmasse gestellt.
Die «NZZ am Sonntag» wollte auch von anderen Nutzniessenden der Transformationsbeiträge wissen, was mit dem Zustupf aufgebaut wurde, denn in der Kulturlandschaft sei bis jetzt «kaum etwas zu sehen» und auf Nachfrage geben die wenigsten Betriebe Auskunft.
Rapper Knackeboul zum Beispiel wollte mit dem Geld ein Projekt «Kühlraum TV» lancieren. Wer danach googelt, findet nichts. Auf Nachfrage der Zeitung hat der Rapper mit «keine zeitlichen Kapazitäten für ein Interview» geantwortet.
Ebenso der Filmer Samir, der für seine Filmproduktion Dschoint Ventschr 173'142 Franken kassieren durfte, hat auf die Nachfrage der Zeitung nicht reagiert. Wer den Newsletter der Filmproduktion abonniert hat, kann immerhin sehen, dass dort inzwischen auch Filme aus der eigenen Produktion gestreamt werden.
Ebenso auf das Transformationsprojekt von Andreas Vollenweider muss die Öffentlichkeit noch warten. 80'000 Franken hat der Harfenist erhalten. Die Fondation Beyeler 95'800 Franken.
Aber die Gelder sollten ja gemäss Bundesrat dafür investiert werden, dass sich die Betriebe «langfristig verändern», sich strukturell solider machen sollten für die Zeit der Pandemie und auch jene danach.
Lisa Fuchs, Verantwortliche der involvierten Fachstelle Kultur des Kantons Zürich, versucht deshalb zu beruhigen: «Dieser Transformationsprozess läuft noch, viele Projekte werden erst Ende Oktober abgeschlossen.» Die Wirkung sei also erst später sichtbar.
Demnach stehe für die Kulturbetriebe Ende Oktober eine externe Prüfung an. «Spätestens dann könnte der eine oder andere Betrieb ziemlich ins Schwitzen kommen», folgert dazu allerdings der Bericht im Kulturteil der alten Tante.
Keine Angst vor dem Oktobertermin braucht hingegen das Zürcher Theater Winkelwiese zu haben. Auf seiner Website hat es eine Plattform geschaffen, auf der zum ersten Mal in der Geschichte des Theaters die gesamte Schweizer Dramatik versammelt ist. Dies sei der Anfang des digitalen Zentrums für zeitgenössische Schweizer Dramatik, kann man dazu auf der Website lesen. «Es entsteht eine Sammlung von Hunderten von Schweizer Theaterstoffen, zu denen laufend mehr Material dazukommt: Archivaufnahmen, Hintergrundgespräche, Leseproben.»
Das Ganze ist natürlich besonders auch für Schulen geeignet. Und gekostet hat das revolutionäre Transformationsprojekt «schlank finanziert» nur 131'300 Franken.