Zuschauerzahlen und Sympathiepunkte widerspiegeln populäre Werte. Was kam an, was war beliebt, welche Filme liessen die Kinokassen klingeln? Doch Bestseller sind nicht unbedingt Garant für Klasse. Klein-Report-Filmexperte Rolf Breiner hat seine eigene Liste über Tops und Flops im Kinojahr 2010 aufgestellt. Nicht ärgern, nur wundern!
Tops (international)
1. «Inception» von Christopher Nolan, weil hier Kino, zweifach und dreifach inszeniert, verwirrt, verwundert, verführt - mit Leonardo DiCaprio.
2. «Buried» von Rodrigo Cortés, weil auch ein Sarg ein fesselnder Schauplatz für ein unerbittliches Kinodrama sein kann.
3. «Despicable Me - Einfach unverbesserlich» von Chris Renaud, Pierre Coffin und Sergio Pablos (Universal Studios) sowie «Megamind» von Tom McGrath (DreamWorks), weil das zwei innovative Beispiele für den neuen 3D-Boom sind.
4. «Red» von Robert Schwentko, weil alte Actionkumpane wie Bruce Willis, Morgen Freeman oder John Malkovich mehr drauf haben als manche flippigen jungen Muskelmänner und Schnösel.
5. «The Road» von John Hillcoat, weil Endzeitstimmung selten so düster und der Verlust der Humanität kaum so drastisch inszeniert wurde, dabei ohne effektvolles Brimborium.
Flops (international)
1. «Piranha 3D» von Alexandre Aja, weil Party, Sex, Alki, Drugs und Killerfische zum Erbrechen geschmacklos sind, wenn sie derart dämlich und geschmacklos zum 3D-Bloody-Mix verwurstet werden.
2. «Sex and the City 2» von Michael Patrick King, weil die superspitzen, aber nicht mehr ganz frischen Grossstadt-Tussis nun auch noch in der arabischen Wüste zum Modetrip staksen.
3. «Jackass 3D» von Jeff Tremain, weil der dritte Kinofilm über derbe und dämliche Stunts nun auch in 3D daherkommt und weil ein vierter Kinofilm droht.
4. «Mammuth» von Benoit Delépine und Gustave Kervern, weil ein schmuddeliger Star (Gérard Depardieu) und französische Provinz allein noch nicht sehenswert sind.
5. «Yogi Bär» von Eric Brevig, weil wir unseren tollpatschigen Meister Petz nicht durch eine platte 3D-Version mit Trick- und Realszenen vermiesen lassen wollen.
Tops (national)
1. «Cœur Animal» von Séverine Cornamusaz, weil dieses herbe Berg-Beziehungsdrama in den Bann zieht und als Erstlingswerk erstaunliche Reife zeigt.
2. «Sennentuntschi» von Michael Steiner, weil der Alpenhorrorthriller zum (Finanz-)Monster wurde, mit ihm dennoch ein irritierender Genre-Cocktail servierte wurde, der überraschend viel Publikum fand.
3. «Cosa voglio di più» von Silvio Soldini, weil das subtile leise Beziehungsdrama unter Wert geschlagen wurde.
4. «La petite chambre» von Stéphanie Chuat und Véronique Reymond, weil das Drama um einen starrköpfigen Alten (Michel Bouquet) und einer jungen Frau (Florence Loiret Caille) wundersam zu Herzen geht.
5. «Zwerge sprengen» von Christoph Schertenleib und «Unser Garten Eden» von Mano Khalil, weil beide Filme, der eine witzig spielerisch, der andere dokumentarisch, den Schweizer Alltag heiter bis ernst aufs Korn nehmen.
Flops (national)
1. «Champions» von Riccardo Signorell, weil eine Eishockeyklamotte dann zum Bodycheck und Crash führt, wenn dem Regisseur das Zepter aus der Hand genommen wird.
2. «Der Fürsorger» von Lutz Konermann, weil eine wahre Begebenheit über einen Betrüger und Heiratsschwindler noch keine überzeugende Filmstory (und Darstellung) garantiert.
3. «Tannöd» von Bettina Oberli, weil die Erwartungen zu hoch waren und das Ergebnis zu dürftig ausfiel.
4. «Impasse du désir» von Michel Rode, weil auch ein subversives Psychodrama an Spannung verliert, wenn es so brav und bieder daherkommt.
5. «Wildnis Schweiz» von Roger Mäder, weil sich der gut gemeinte Tier- und Naturfilm zu lieb und heil präsentiert.
Sonntag
09.01.2011




