Das Internet habe zwar die Welt verändert, die Demokratie aber nicht unbedingt bereichert, schreibt der Leidener Journalistikprofessor Mark Deuze in der holländischen Tageszeitung «Trouw» vom Donnerstag: «Jeder redet gegenwärtig mit oder hat zumindest das Gefühl, dass die eigene Meinung zählt, aber niemand übernimmt noch die Verantwortung, um mit all diesen Auffassungen tatsächlich etwas zu tun. Wir regen uns (online) unglaublich über alles auf, was in der Gesellschaft nicht stimmt, aber diese Teilhabe scheint mit einem stetigen Rückgang von Aktion einherzugehen.»
«Wer geht noch auf die Strasse (geschweige denn die Barrikaden) für seine oder ihre Ideale?», fragt Mark Deuze, «wer gründet noch eine Partei oder Organisation, oder schliesst sich ihnen als aktives Mitglied an?» Er bezweifelt, ob die demokratisierende Debatte online ein Ausdruck einer Aktivität offline sei. Vielmehr sehe es «danach aus, dass wir durch die ganze Interaktivität online zwar als Konsumenten mündiger, aber dadurch gerade als Bürger harmlos geworden sind».
«Der Verband zwischen der zunehmenden Debatte online und der abnehmenden Partizipation offline muss meiner Ansicht nach im Kontext einer überzogenen Individualisierung der Gesellschaft gesehen werden», schreibt er weiter, «wir beteiligen uns gerne mit allen gemeinsam an allem - vom Ehrenamt bis zu Facebook-Kampagnen für gute Zwecke - aber dies hat einen streng persönlichen und damit freiwilligen Charakter.»
Donnerstag
20.08.2009



