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Dienstag
29.04.2025

Medien / Publizistik

Machen es sich im eigenen Mikrokosmos gemütlich: FCZ-Präsident Ancillo Canepa (r.) und sein Statthalter Milos Malenovic... (Bild: © FCZ)

Machen es sich im eigenen Mikrokosmos gemütlich: FCZ-Präsident Ancillo Canepa (r.) und sein Statthalter Milos Malenovic... (Bild: © FCZ)

In der Selbstwahrnehmung ist der FC Zürich ein Spitzenklub. So auf jeden Fall sieht es Präsident Ancillo Canepa. Fragen von kritischen Journalisten blendet er aus.

Die sportliche Realität allerdings präsentiert sich diametral anders. Nach dem Fall in die Relegationspoule verpasst der FCZ alle Saisonziele – vor allem die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb. 

Damit steht schon jetzt fest: Auch das laufende Geschäftsjahr endet mit einem Millionenverlust. Schon im vergangenen Jahr hatte das Besitzerehepaar Heliane und Ancillo Canepa 7,5 Millionen Franken in die Klubkasse einschiessen müssen, um das Defizit abzuwenden.

Daran dürfte sich nichts ändern. Denn ohne internationales Geschäft reduziert sich die Aussicht auf gewinnbringende Transfers erheblich. Und dies wiederum dürfte den neuen starken Mann im Klub – Sportchef Milos Malenovic – ärgern. 

Dabei zählt der frühere Spielervermittler zu den Hauptverantwortlichen am Schlamassel. Er betreibt Personalmanagement und Führungskultur aus dem Spätmittelalter, straft Nachwuchshoffnungen für Belanglosigkeiten ab, engagiert abgehalfterte Stars, setzt Spieler auf die schwarze Liste, die ihren Vertrag nicht verlängern und diktiert Trainer Ricardo Moniz die Mannschaftsaufstellung.

Und das Ehepaar Canepa, das in der Privatwirtschaft früher grosse Erfolge feierte, lässt den Mann bedingungslos gewähren.

Dass es den Klubchefs aber offenbar selber nicht mehr ganz geheuer ist, zeigt die jüngste Aktion.

Anstatt sich den Fragen von unabhängigen Journalisten zu stellen, lassen sich Ancillo Canepa und Milos Malenovic vom eigenen Medienchef Michael Fritschi interviewen. Und dass in diesem Gespräch die heiklen Themen elegant umspielt werden, versteht sich von selber.

Es wäre vermessen, einen Schweizer Fussballklub mit Weltmächten à la USA oder Russland zu vergleichen. Aber in der Kommunikation hat Ancillo Canepa von Donald Trump oder Vladimir Putin doch einiges abgeschaut.

Er vermeidet es, sich in den öffentlichen Gegenwind zu stellen. Schliesslich lebt es sich in der eigenen Parallelwelt wesentlich angenehmer als auf dem Parkett der freien Medien.