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Montag
18.08.2025

Medien / Publizistik

Da war es nur noch eine: «Ihr könnt noch die nächste Nummer machen, in der Woche darauf wird der Konkurs eröffnet.»  (Bild: Fridolin/Werbekombi)

Da war es nur noch eine: «Ihr könnt noch die nächste Nummer machen, in der Woche darauf wird der Konkurs eröffnet.» (Bild: Fridolin/Werbekombi)

Es war eine Schlagzeile von lokaler Bedeutung – mit landesweiter Strahlkraft. Die Glarner Gratiszeitung «Fridolin» geht an die Somedia AG der Churer Verleger-Familie Lebrument.

Diese Neuigkeit hat vor allem für die Angestellten der «Obersee Nachrichten» in Pfäffikon einen besonders bitteren Beigeschmack. Weil Somedia kein Interesse an den «Obersee Nachrichten» hat, geht der Medientitel ein – nach 44 Jahren.

Montagmorgen kam das Telefonat des Sachwalters: «Ihr könnt noch die nächste Nummer machen, in der Woche darauf wird der Konkurs eröffnet.» Das bestätigten dem Klein Report mehrere Personen von der Redaktion und aus dem Verlag.

In den letzten Tagen herrschte in den Räumlichkeiten der «Obersee Nachrichten» in Pfäffikon sowieso Endzeitstimmung. Es war nicht klar, ob die Zeitung am Donnerstag nochmals erscheint.

Ein Mitarbeiter sagte gegenüber dem Klein Report noch vor Kurzem: «Ich beginne mit dem Schreiben meiner Artikel noch nicht». Betroffen sind sieben Mitarbeitende, die auf der Redaktion und im Verlag (vor allem im Verkauf) mit 60- bis 80-Prozent-Pensen angestellt sind.

Besonders bitter: Erst Anfang August war der Titel neu lanciert und zu einer modernen Tabloid-Publikation befördert worden. In der Redaktion herrschten Freude und Aufbruchstimmung. Aber nun wird aus Chur sozusagen der Stecker gezogen.

Die «Obersee Nachrichten» waren schon immer mehr als eine Zeitung. Die «Weltwoche» bezeichnete sie einst als «führende Stimme in der Zürichsee-Region – mit einer wöchentlichen Auflage von 70’000 Exemplaren und mehr als 80’000 Lesern».

Unter Gründer und Verleger Bruno Hug avancierten sie quasi zum «Blick» des Obersees, in dem der Lokaljournalismus kultiviert und ein Velodiebstahl in Schmerikon oder eine Schmiererei an einem Container in Jona zur grossen Geschichte befördert wurden.

Vor allem waren sie auch immer die Plattform für ihren Verleger und Chefredaktor: Wenn ihm etwas nicht passte, dann griff Hug selber in die Tasten und tat seine Meinung kund – im, wie er einst selber sagte, «mir eigenen Stil: Fakten und Kommentar gemischt».

Dies führte 2017 zu einem Skandal, der landesweite Schlagzeilen machte. Das Kreisgericht Werdenberg-Sarganserland verurteilte die Rapperswiler Gratiszeitung wegen einer persönlichkeitsverletzenden Kampagne gegen die regionale Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde und deren Präsidenten.

Die «Obersee Nachrichten» und Hug wurden unter solidarischer Haftbarkeit verpflichtet, den Klägern Parteikosten von 160’000 Franken zu bezahlen.

Im Nachgang zu diesen Wirren gingen die «Obersee Nachrichten» in den Besitz von Somedia. 2022 wurden sie an die Fridolin-Medien verkauft. Am Schalthebel damals: Jörg Lutz, Willensvollstrecker des 2019 verstorbenen Fridolin-Besitzers Walter Feldmann.

Und nun ist auch dieses Kapitel zu Ende. Nach dem Konkurs des Fridolin-Verlags griff Somedia zu – und angelte sich das Filetstück, den «Fridolin».

An den «Obersee Nachrichten» aber hat das Churer Unternehmen kein Interesse. Mit der «Linth Zeitung» verfügt der Lebrument-Verlag bereits über einen Printtitel in Rapperswil-Jona.

So könnte die Kalenderwoche 34 des Jahres 2025 zu einem schwarzen Termin in der Medienlandschaft Schweiz werden – dem Todesdatum einer etablierten und früher erfolgreichen Printpublikation.