Buchvernissagen sind normalerweise keine medialen und wirtschaftspolitischen Grossveranstaltungen. Sie bewegen sich eher in der Bandbreite vom intellektuell leicht Abgehobenen bis zum museal Verstaubten.
Bei der Buchvernissage von «Game over – Der Fall der Credit Suisse» im Kino Corso beim Zürcher Bellevue war alles etwas anders. Die Premiere von Film und Buch zum Recherchewerk des «Sonntagszeitung»-Chefs Arthur Rutishauser über den Niedergang der Credit Suisse lockte am 19. März die zwinglianische Prominenz an, ressortübergreifend – von Viktor Giacobbo, Pietro Supino, Peter Wanner über Paolo Bernasconi bis hin zu Corine Mauch.
Das Scheinwerferlicht gehörte Schreiber Rutishauser. Doch ein anderer durfte sich ebenso freuen: Verleger Lukas Heim vom Helvetia-Verlag aus Bern. Der Bücherprofi – früher während Jahren Verleger bei Weltbild Schweiz und Verkäufer von 1,5 Millionen Büchern – hat sich mit seinem eigenen Verlag und gesellschaftspolitisch relevanten Themen in einer Nische positioniert, die offenbar ein nicht zu unterschätzendes Kundenbedürfnis erfüllt.
Im Fall der CS-Chronik war das Risiko allerdings relativ gross. Schliesslich wusste man nicht, wie viel die Schweiz von diesem leidigen Thema noch hören und lesen will. Offenbar ist es eine ganze Menge.
Innerhalb von nur drei Verkaufstagen ist das Buch in den Bestsellerlisten bis an die Schwelle zu den Top 10 geklettert. Schon kommende Woche könnte es auf dem Podium ankommen.
Verleger Lukas Heim ist hochzufrieden – auch weil er sich persönlich emotional mit Rutishausers Werk identifizieren kann. «Die abgehobenen Geschäftspraktiken der Banken weckten in mir schon immer einen grossen Groll. Vor allem im Bereich des Investmentbankings herrschte eine beispiellose Selbstbedienungsmentalität», sagte er zum Klein Report.
Seine Motivation zur Veröffentlichung des Buches basiere auch auf der Vergangenheit: «Wie etwa unsere Banken während der Apartheid den internationalen Boykott umgingen und dem südafrikanischen Regime Geld zu Verfügung stellten, schockiert mich noch heute».
Sein persönlicher Held an der Vernissage sei der Tessiner Staatsanwalt Paolo Bernasconi, so Heim: «Er hat sich so verhalten, wie ich es von einem Bundesanwalt erwarte und vier Topbanker ohne zu zögern verhaftet», sagte Heim gegenüber dem Klein Report.
«Das Buch ist eine Pflichtlektüre für unsere Parlamentarier. Die UBS-Monsterbank wird die Schweiz früher oder später in den Ruin führen, wenn das Eigenkapital nicht erhöht wird», ist sich Verleger Heim sicher. Auch vor diesem Hintergrund ist er stolz auf das Werk – und auf seinen Autor Arthur Rutishauser.
«Auch wenn es um den komplexen Finanzbereich geht mit Hintergrundwissen, ist das Buch mit über 145 Abbildungen, Grafiken und Cartoons sehr lesefreundlich und das Gegenteil einer Bleiwüste», macht er Public Relations für sein Buch. Oder mit anderen Worten: «Game over» ist auch ein Lehrstück, dass das Spiel nie zu Ende ist – schon gar nicht, wenn man die Finanzinstitute an der langen Leine lässt.