Rekordquote bei der Darts-WM: Seit 2005 überträgt Sport 1 die PDC Darts-Weltmeisterschaft im deutschen Fernsehen und verzeichnet seither fast jährlich neue Rekordquoten. Dieses Jahr verfolgten durchschnittlich 480 000 Zuschauer die Übertragungen aus dem Alexandra Palace, dem «Ally Pally» in London.
Der «Ally Pally» ist bis zum Bersten gefüllt: Eine euphorisierte, fast durchgehend verkleidete und lauthals grölende Menge wartet darauf, dass die Stars des Abends, ein 46-jähriger Schotte mit tätowierten Armen und ein glatzköpfiger, übergewichtiger Niederländer in grünem Shirt, die Bühne betreten. Das Finale der Darts-WM, ein absolutes Spektakel.
Das war nicht immer so. Das Spiel auf die runde Scheibe fristete lange Zeit das Schicksal einer Randsportart für Kneipengänger, die irgendwo um 1900 in England, also zur grossen Industriezeit, entstanden ist. Doch die zunächst noch kleine Randgruppe, welche sich für die Sportart interessierte, wurde in den letzten Jahren immer grösser und reicht unterdessen bis weit über die britische Insel. Das diesjährige WM-Finale wurde in der Spitze von bis zu 1,95 Millionen Zuschauern auf Sport 1 verfolgt.
So kommentierten auf dem Sender der Constantin Medien Elmar Paulke und Thomas «Shorty» Seyler, wie der Schotte Gary Anderson und der Niederländer Michael van Gerwen mit atemberaubender Präzision und Konstanz die «Triple 20», das höchste Feld im Darts, mit etwa 23 Gramm schweren Pfeilen torpedierten.
Kommentator Elmar Paulke und Thomas Seyler, der selber professionell Darts spielt, sind zwei komplett Besessene und sorgen dafür, dass es nie langweilig wird. Sie schreien laut, wenn die 180 fällt und greifen in ruhigeren Momenten Fragen des Publikums aus den sozialen Medien auf. Das WM-Finale ist hochklassig und stellt nicht nur Rekordwerte bei den TV-Quoten, sondern auch bei den Leistungsdaten der Spieler auf.
Die Entwicklung, die der Darts-Sport hinter sich hat, zeigt sich in diesem Finale eindrücklich. Gary Anderson hat früher Roste für Kamine hergestellt und sieht aus wie jemand, dem man nach zehn Uhr abends nicht alleine in einer Bar begegnen möchte. Der Schotte begann nach eigenen Aussagen im Alter von 26 Jahren mit dem Darts-Sport und gehört noch zu einer Generation von Spielern, die den Aufstieg der Sportart mit ihren Höhen und Tiefen selber miterlebten.
Für die zunehmende Beliebtheit war nicht zuletzt die Gründung der Professional Darts Corporation (PDC) im Jahr 1992, der jüngere der beiden Welt-Darts-Verbände, verantwortlich. Massgeblichen Anteil an der Gründung hatte dabei Sky Sport, weil der Sender den Sport in sein Programm aufnehmen wollte und damit die Britisch Darts Organisation (BDO), dessen Spiele auf BBC zu sehen waren, konkurrenzierte.
Seither haben die Darts-Spieler ihre eigenen Kosenamen und ihr Auftritt wird von lauter Musik und einer aufwändigen Lichtshow begleitet: Bei Gary «The Flying Scotsman» Anderson läuft «Jump around» von House of Pain, bei Michael «Mighty Mike» van Gerwen «Seven Nation Army» von den White Stripes. Die beiden Herren, die nun wirklich nicht wie Modellathleten gebaut sind, sind inzwischen absolute Superstars der Szene.
Welchen Aufstieg der Darts-Sport hinter sich hat, zeigt sich nicht zuletzt an Michael van Gerwen, der das Spiel auf die kleinen Felder im Jahr 2016 dominierte: Weil Darts mittlerweile für die Spieler auch finanziell lukrativ geworden ist, setzte der Sohn eines LKW-Fahrers bereits früh, im jugendlichen Alter von 14 Jahren, auf eine Profi-Karriere, was zu den Zeiten eines jungen Gary Anderson noch kaum möglich gewesen wäre.
Heute steht van Gerwen mit etwa 2 Millionen Pfund Preisgeld da, die er in seiner Karriere gewonnen hat. Der Finalsieg an der PDC-Darts-WM brachte ihm weitere 350`000 Pfund und somit die bislang höchste Prämie, die in diesem Sport bislang ausgezahlt wurde. Wetten, dass im nächsten Jahr erneute Rekorde fallen?