Die fünf Westschweizer Printtitel «Le Nouvelliste», «La Liberté», «ARCinfo», «Le Quotidien» und «Le Journal du Jura» feiern dieses Jahr den 30. Geburtstag von ihrem Romandie Combi (ROC).
Der Klein Report sprach mit Daniel Neukomm, Verkaufsleiter der Vermarktungsorganisation Impact Medias, über Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Inserate-Kombis.
Wie würdigt der Vermarkter das 30-Jahre-Jubliläum?
Daniel Neukomm: «Vor allem mit einem attraktiven Angebot für Werbekunden, die wieder den Vergleich ziehen wollen, wie gut und glaubwürdig Printwerbung wirkt. Dabei verweise ich auch auf die informative Kampagne vom Verband Schweizer Medien printwirkt.ch.»
Wie hat 1994 das heute sehr erfolgreiche Inserate-Kombi begonnen?
Neukomm: «Damals hat die Zeitungslandschaft natürlich noch anders ausgesehen. Die damaligen Verleger und die ,grosse Publicitas‘ haben einen Verbund (ROC) geschaffen, um sozusagen die halbe Westschweiz auf einen Schlag zu buchen. Das war vor 30 Jahren der Start einer einzigartigen Erfolgsgeschichte.»
Sie sind heute im fünften Jahr Director commercial marche national für das ROC-Kombi. Wie hat sich das Kombi in dieser Zeit entwickelt?
Daniel Neukomm: «Ja, ich bin wohl auch ‚der mit den Welschen tanzt‘... Nun die Wahrnehmung hat sich verbessert. Heute kennt praktisch jeder im nationalen Werbemarkt das Romandie Combi, fast alle bedeutenden Kunden nutzen es, ob Brillen, Hörgeräte, Autos, Möbel, Food, Wochenaktionen oder Neueröffnungen.»
Wie haben Sie, Patrick Bollag und Sabrina Barretto und ihr Team das gemacht?
Neukomm: «Die Key Accounter, also Sabrina in der Romandie und Patrick für die Deutschschweiz, waren vermehrt physisch bei den Kunden. Mit der Strategie des Zuhörens und nicht des Zufüllens mit unnötigen Details. Fragen und Kundenbedürfnisse eruieren. Auf der nationalen Bühne hat man es heute immer mit Profis zu tun, die kennen den Markt und haben Ziele. Ein Vorteil ist auch das bilinguale Team in Biel. Da sind die meisten langjährige Mitarbeiterinnen mit Know-how schon aus der Publicitas-Zeit, kaum Fluktuation, ausser bei einer Pensionierung.»
Während der Corona-Zeit hat Impact Medias das Motto «Beiz statt Büro» gesetzt, da viele Werbepartner im Homeoffice waren. Wie sind Sie auf diese Akquisitionsmassnahmen gekommen?
Daniel Neukomm: «Ja, die Werbepartner waren im Homeoffice, alleine. Da freuten sie sich auf einen Termin. Geduscht und angezogen im Sääli einer Beiz, Branchenklatsch, Geschäfte und warmes Essen.»
Wo steht das Romandie Combi heute?
Neukomm: «Relativ stabil, durch die regionale Qualität von lokalen Journalisten, die man kennt und liest. Eigenständige Texte und kein Einheitsbrei aus der Deutschschweiz. Hier haben alle diese Titel einen USP: die ‚Lokalität‘. Der Lesermarkt ist schliesslich die ‚Währung‘ für den Werbemarkt. Wenn im Dorf der Pfarrer mit dem Velo umkippt, dann interessiert das hier mehr als die Ministerin in Timbuktu.»
Was macht ROC besser als andere Inseratekombis?
Daniel Neukomm: «Wir haben es innerhalb der Gattung in der Schweiz wahrscheinlich etwas einfacher als meine Kollegen in der Deutschschweiz. Ich lebe beispielsweise in Zug, da buhlen gleich die «Zuger Zeitung», die NZZ, der «Tagi» und der «Blick» um Zeitungsabonnenten und natürlich um den Werbekuchen. Und bei uns erreicht ein Inserat die halbe Westschweiz – von Delémont im Jura bis Sion im Welschwallis.
...nur die Grossstädte Genf und Lausanne sind nicht dabei.
Neukomm: «Wir sind die andere Hälfte, kleinstädtischer mit Auto, Hausteil, Garten, Familie, Küche, Kochen und Essen, mit abonnierter Tageszeitung, Nachbarn und fast etwas bürgerlicher.»
Im ersten halben Jahr ist es für ROC bugetkonform gelaufen, bis auf eine kleine Abweichung von 2 Prozent. Wie sehen Sie die Entwicklung bis Ende 2024, da ja am 22. September die Biodiversitätsabstimmung sowie die BVG-Reform anstehen?
Daniel Neukomm: «Verhalten positiv für uns in der Romandie. Die Konjunktur zweites Halbjahr 2024 und 2025 sieht gar nicht so schlecht aus. Gemäss de.statista.com haben wir im Print ein Gattungsproblem, die Voraussagen gehen für die nächsten fünf Jahre von einem statistischen Rückgang von 3,9 Prozent pro Jahr aus.»
Politische Abstimmungskampagnen bevorzugen häufig Print-Titel. Wieso ist das aus Ihrer Sicht so?
Neukomm: «Na klar, wer geht abstimmen? Woher beziehen sie Ihre Informationen? Fast 90 Prozent der Abstimmenden beziehen Ihre Infos aus den Zeitungen, offline und online. Glaubwürdigkeit der Zeitungen, der Debatten und der politischen Kampagnen finden da am meisten Gehör. Und zum Schluss noch dies: Erinnern Sie sich noch? ‚Video killed the Radiostar‘ hat auch nicht stattgefunden...»