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Sonntag
31.08.2014

Kino

Farbe statt nackte Hintern am Eingang

Farbe statt nackte Hintern am Eingang

Das neue Kino Stüssihof ist am Donnerstag eröffnet worden. Das ehemalige Sexkino in Zürich programmiert neu Schweizer Filme, Mainstream und Familienfilme. Statt heisse Szenen auf der Leinwand gibt es «heissen Hund» an der Kinobar. Während des Dörflifäschts vom Donnerstag bis Samstag präsentiert sich der Stüssihof der Öffentlichkeit.

«Es sind viele Leute aus der Altstadt zur Eröffnungsfeier gekommen», sagte Peter Preissle, der beim Kino für die Programmation verantwortlich ist, dem Klein Report. «Die Reaktionen waren durchwegs positiv. Das Kino war seit Ende Dezember 2012 geschlossen und im Umbau. Jetzt freuen sich alle, dass es wieder aufgeht. Einige Besucher haben gelobt, dass hier nicht ein weiterer Kleiderladen, sondern mal etwas anderes entstanden ist.»

Das Kino Stüssihof ist seit 1980 im Besitz von Edi Stöckli. Es eröffnete damals mit dem Film «Dällebach Kari» von Kurt Früh. Bevor es sich zum Pornokino wandelte, flimmerten vor allem Reprisen, Kult- und Musikfilme über die Leinwand. Nun geht der Stüssihof zurück zu den Wurzeln: «Dällebach Kari» wird zusammen mit der neuen Version des Stoffes «Eine wien iig, dr Dällebach Kari» zur Neueröffnung gezeigt. Das Stüssihof-Team gedenkt damit an den kürzlich verstorbenen «Theater-Coiffeur» Frankie Bänninger, einer Institution im Niederdorf.

Auch sonst steckt viel vom Niederdorf in den umgebauten Räumlichkeiten des Duplexkinos mit zwei Sälen à 30 respektive 50 Plätzen. «Das Mobiliar wurde teilweise aus dem ehemaligen Lokals Zic Zac übernommen, die Kinosessel stammen aus dem Kino ABC und das Mosaik im Salle-Pigalle aus der Pigalle-Bar. An den Wänden hängen Bilder von Friedrich Kuhn, einem vergessenen Zürcher Künstler», sagte Preissle zum nachhaltig eingerichteten Gebäude. «Die Technik ist dagegen ganz neu. Es ist alles digitale Technik. Wir haben sogar eine Maschine, mit der wir dcp-Dateien aus DVDs erstellen können.»

Preissle hofft, dass der Stüssihof zu einem Treffpunkt im Niederdorf wird. «Im Dorf ist viel los, Touristen und Foxtrail-Schnitzeljäger jagen durch die Strassen. Der Stüssihof ist da auch eine Art Ruheoase, auch wenn das im Moment nicht danach klingt», sagte er an der gut besuchten Eröffnungsparty. «Ich hoffe, dass die Leute das jetzt nicht nur geil finden und mit uns Party machen, sondern dann auch ins Kino kommen. Wir haben uns schliesslich Mühe gegeben.»

Der Programmchef ist überzeugt, dass die Finanzierung des Kinos möglich ist. «Doch das geht natürlich nicht von heute auf morgen.»

Das neue Kino Stüssihof bietet dem Schweizer Film eine Plattform. Am Sonntag feiert der Dokumentarfilm «Aus Galizien in den Aargau» von Susanne und Peter Scheiner Premiere. «Dieser Film läuft nur bei uns», betonte Preissle. Am täglichen Mittagskino können Zuschauer im mit Tischen und Stühlen ausgestatteten grossen Saal verweilen und kostenlos Kurzfilme aus dem Internet schauen.

Die Kinosäle können auch für Vorführungen gemietet werden. «Da sind wir sehr offen, ausser für Pornogeschichten, davon hatten wir genug», merkte Preissle an.

Preissle, der schon seit 35 Jahren mit Edi Stöckli zusammenarbeitet, zeigt vollen Einsatz und kündigte an, jede Woche an der Bar des Kinos zu stehen. «Ich bin dort, um mich mit den Leuten zu unterhalten und auch für Reklamationen.»