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Mittwoch
19.02.2020

IT / Telekom / Druck

In der Schweiz gibt es ein politisches Erdbeben zu den «Cryptoleaks», international macht das alte Spionagenetzwerk jedoch wenig Schlagzeilen. Dabei böte «Cryptoleaks» den idealen Background für die sehr brisante Auseinandersetzung rund um Huawei, die USA, China und Spionage über 5G. Ein Kommentar von Medienexpertin Regula Stämpfli.

Huawei stellt US-amerikanische Firmen vor grosse Probleme und Europa streitet sich: Seit der US-Präsident Huawei verboten und als Spionagedienst diffamiert oder – je nach politischer Haltung – entlarvt hat, ist Feuer unter dem Dach.

Die Männerfreundschaft zwischen Boris Johnson und Donald Trump leidet: Das britische Königreich behauptet nämlich, die Risiken durch die Verwendung von Huawei-Technik begrenzen zu können.

Auch US-amerikanische Tech-Firmen, US-Telefonunternehmen und Chiphersteller stellen sich gegen Trumps Huawei-Verbot. Sie argumentieren, dass ein Verbot der Technik dem Versuch ähnle, Hotelketten den Bettenkauf zu untersagen. Auch das Autoexportland Deutschland will die Volksrepublik China unter keinen Umständen vergraulen und plant den Ausbau von 5G weiter mit Huawei.

Spätestens jetzt wissen zumindest die Schweizer, dass technische Kommunikation selbst in Uraltformen via Verschlüsselung sehr spionageanfällig ist. Deshalb spielt es sehr wohl eine Rolle, wer die Technik anbietet. Die Firma in Zug war letztlich nur deshalb so erfolgreich, weil sie unter dem Deckmantel der neutralen Schweiz neutrale Dienste anzubieten vorgab.

Die Volksrepublik China ist bekannt dafür, Länder unter Druck zu setzen, falls sie sich Huawei verweigern. Am 12.12.2019 veröffentlichte der China-Experte Kai Strittmatter die Meldung, dass der chinesische Botschafter den Färöern mit dem Platzen des geplanten Freihandelsabkommens gedroht habe, sollten diese das 5G-Netz nicht durch Huawei aufbauen lassen.

Tja. Spionage ist nie so sexy wie bei «007», nie so aufregend wie bei John Le Carré, sondern meist sehr langweilig und immer sehr technisch. IT-Spionage hat darüber hinaus die Eigenschaft, nahezu perfekt und damit unsichtbar zu sein. «Cryptoleaks» zeigt: Technik ist nie einfach neutrale Infrastruktur, sondern hinter aller Technik steckt Politik.