«Die Zeitung muss auf dem Frühstückstisch deiner Leser sein. Sonst bist du tot!» Eine klare Ansage von Alessandro Colombi, CEO der Corriere-del-Ticino-Gruppe, zum Überlebenskampf von publizistischen Produkten.
Vor allem mit der Postzustellung der Tageszeitung «Corriere del Ticino» hat der Medienmanager seine Probleme. Ähnlich wie viele andere Verleger in der Schweiz.
«2018 war für uns ein weiteres Krisenjahr im Bereich der Werbeeinnahmen. Bei Printmedien machten wir im Werbebereich ein Minus von etwa zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr», veranschaulichte Alessandro Colombi im Corriere-Sitz in Muzzano für den Klein Report die wirtschaftliche Situation der Gruppe. Diese vereint die fünf Medienprodukte «Corriere del Ticino», «teleticino», «radio3i», «ticinonews» und «mediaTI marketing».
Einen Grund für den Rückgang sieht Colombi unter anderem in den sozialen Medien wie Facebook und Instagram, die den Verlagen mehr und mehr das Wasser abgraben würden. «Social Media haben uns etwa 50 Prozent des Einkommens aus Werbeeinnahmen gekostet, indem sie Nachrichten zu einer billigen Ware gemacht haben, die nur mehr oberflächlich konsumiert wird. Mit dieser Entwicklung müssen wir leben», so der CEO im modernen Newsroom der Gruppe.
Für inakzeptabel hält der CEO jedoch den Schaden, welcher der Gruppe durch den dürftigen Service der Post zugeführt werde. «Unsere Zeitung wird gekündigt oder nicht abonniert, weil sie bei den Lesern und Leserinnen um 10 Uhr und nicht um 7 Uhr ankommt. Eine Tageszeitung muss aber auf dem Frühstückstisch des Lesers sein.»
Es mache schlichtweg keinen Sinn, dass eine Tageszeitung erst dann gelesen werden kann, wenn die Kunden abends von der Arbeit heimkommen. «Kleine Verlage wie wir, die nicht in der Lage sind, die gesamte Distribution alleine zu verantworten, leiden ungeheuer unter diesen Zuständen», ärgert sich der Corriere-CEO über die Post. Letztere wurde als Teil der sogenannten «indirekten Presseförderung» eigentlich dazu beauftragt, Zeitungen wie den «Corriere» durch reduzierte Zustellkosten zu unterstützen.
In Lugano organisiert der Corriere-Verlag mittlerweile die Zustellung der Zeitungen selbst und akzeptiert die daraus resultierenden höheren Kosten, um pünktlich beim Leser im Briefkasten zu landen. Colombi hat für die Post dementsprechend nur wenig freundliche Worte übrig. «Wenn man öffentlich und privat vermischt, aber als Privater im Markt auftritt, dann hat ein solches Unternehmen die Kraft, den gesamten privaten Sektor zu gefährden und ihm extrem zu schaden», mahnte der CEO.