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Mittwoch
24.02.2010

Die Chefetage der grössten Tessiner Tageszeitung «Corriere del Ticino» will fünf Arbeitsplätze in der Redaktion aufheben; drei davon sollen durch Frühpensionierungen und zwei anderen durch Kündigungen erfolgen. Kritik äussert u. a. auch die Mediengewerkschaft Comedia am Vorgehen der Verlagsverantwortlichen, welche die Redaktion nicht in den Entscheidungsprozess einbezogen haben. Alle seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Die Vertreter der Arbeitnehmer seien zu keiner Zeit um Rat gefragt worden. Ausserdem scheine es, dass keine alternative Sparmassnahme in Betracht gezogen wurde, um die Kündigung zu umgehen. Der Verlag gab am Mittwoch keine Stellungnahme ab.

Noch in der Dienstag-Ausgabe der NZZ war eine grosse Geschichte über die Tessiner Medien unter dem optimistischen Titel «Glückliches Leseland Tessin» veröffentlicht worden. Darin beklagte sich der Verlagsdirektor des Corriere, Peter Keller, über den Werbeeinbruch im vergangenen Jahr von 18 Prozent. Der NZZ-Journalist beschrieb denn auch die Krise in der Südschweiz in typischer Manier: «Der Corriere kam bisher denn auch mit einer geringfügigen Stellen- und Seitenreduktion über die Runden.» Da wird über Seitenumfänge und Redaktoren in einem abgerechnet.

Und in der NZZ heisst es weiter: «Für die Zukunft sieht Peter Keller nicht schwarz: `Die Tessiner widmen der Zeitungslektüre mehr Zeit als die Deutschschweizer. Für sie ist die Tageszeitung das Leitmedium.» Soweit die NZZ. Die Journalistenverbände fordern nun sofortige Verhandlungen mit Gewerkschaften und Arbeitnehmern, um mögliche andere Lösungen zu finden.