Grosser Tag an diesem Sonntag für Boris Becker. Nur knapp mehr als zwei Monate nach seiner Entlassung am 15. Dezember 2022 aus einem englischen Gefängnis wird Ex-Tennisstar Boris Becker am Sonntag auf der Berlinale erwartet.
Nach einer Medienkonferenz am Vormittag feiert am Nachmittag sein Film «Boom! Boom! The World vs. Boris Becker» am Berliner Filmfestival Weltpremiere. Regisseur Alex Gibney hat dazu die gestrauchelte Tennislegende zwischen 2019 und 2022 bis wenige Tage vor seiner Verurteilung mehrmals interviewt.
Becker war Ende April 2022 in London zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil er seinen Insolvenzverwaltern Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen hatte. Seine Freilassung nach 231 Tagen hinter Gittern erfolgte wegen einer Sonderregelung für ausländische Häftlinge.
Auf der Webseite des Filmfestivals werden zum Dokumentarfilm zwei Zeilen aus dem in England berühmten Gedicht «if» (wenn) des britischen Dichters Rudyard Kipling zitiert: «Wenn du mit Sieg und Niederlage umgehen kannst / Und diese beiden Blender gleich behandeln kannst», heisst es da. Der Text ist über dem Eingang zum Wimbledon Centercourt angebracht.
Boris Becker wurde 1985 mit 17 in Wimbledon als jüngster Spieler aller Zeiten zum Champion gekürt. 34 Jahre später, als seine Finanzprobleme zum juristischen Fall geworden sind, hat ihn Regisseur Alex Gibneys für sein Porträt noch einmal unter diese Inschrift gestellt und über sein Leben sinnieren lassen.
Von Präzision und Treffsicherheit, von Souveränität und Psycho-Tricks, wenigstens so zu erscheinen, von Ups and Downs und von der feinen Linie, die Blendung und Wirklichkeit trennt, handelt Gibneys «fulminant orchestrierter Film», wie das Festival in seiner Programmankündigung schreibt.
Neben Boris Becker kommen auch Wegbegleiter zu Wort, vom ironischen Ion Tiriac bis zum Original John McEnroe. «Eine Selbstentdeckungsreise zu, von und mit einem, der das Spiel liebt», heisst es dazu weiter.
An der Medienkonferenz am Sonntag sagte Becker: «Ich bin froh, dass ich nach acht Monaten und sechs Tagen heil aus dem Gefängnis kommen konnte und sehe das Leben heute mit ganz anderen Augen.» Es fühle sich gut an, wieder in Frieden und Freiheit zu sein. «Wir sollten uns alle bemühen, bessere Menschen zu sein. Gelingt uns das jeden Tag? Ich glaube nicht. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt man.»
Mit dem Film hoffe er auf «eine neue Sichtweise auf den Menschen Boris Becker».
Die Becker-Dokumentation ist einer von 280 Filmen, die in Berlin seit Donnerstag und noch bis zum 26. Februar gezeigt werden.