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Sonntag
14.09.2003

Der Krieg im Irak habe es deutlich gemacht. Journalisten interessierten sich vor allem bei Kriegen häufig stärker für Waffen als für das Schicksal der betroffenen Bevölkerung. Das ist ein Fazit des Internationalen Medienforums in Nürnberg. Ingrid Lehmann, die frühere Leiterin des Informationszentrums der Vereinten Nationen in Wien, beklagte, Medien interessierten sich für internationale Konflikte häufig erst dann, wenn ein Krieg bereits unabwendbar geworden sei. Schwelende Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volks- oder Religionsgruppen fänden in internationalen Medien kaum Beachtung. Lehman nannte als Beispiel die Kriege in Jugoslawien und Ruanda. Dabei berge eine frühzeitige Beobachtung ausländischer Journalisten die Chance, Konflikte zu entschärfen.

Der britische Journalist Chris Stephen vom Institut für Kriegs- und Friedensberichterstattung in London sprach sich für einen Codex bei der Kriegsberichterstattung aus. So sollten sich Journalisten bei Kriegseinsätzen zu absoluter Neutralität verpflichten.

Rolf Lautenbach, Vorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes, beklagte beim Umgang der Medien mit Menschenrechtsverletzungen im In- und Ausland mangelndes journalistisches Verantwortungsgefühl. In vielen Medien gehe es nur noch um den Skandal.