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Montag
23.08.2021

TV / Radio

Es sollte noch nicht sein: Das Publikum flüchtet aus dem Central Park, weil ein heftiger Sturm ansetzt...    (Bild: New York Times)

Es sollte noch nicht sein: Das Publikum flüchtet aus dem Central Park, weil ein heftiger Sturm ansetzt... (Bild: New York Times)

Wer erinnert sich nicht an eine der Schlüsselszenen im «Woodstock»-Film: «No rain, no rain, no rain!!!» skandierten die 400'000 im Publikum, bis schliesslich Carlos Santana übernahm. Der Rest ist Geschichte. «Woodstock» wurde zum Befreiungsschlag der Seele in eine neue Freiheit.

Das hätte am Samstag in New York auch über die Bühne gehen sollen. 60'000 waren in den Central Park gepilgert, um Bruce Springsteen, Paul Simon, Patti Smith und Elvis Costello zu hören. Es sollte das historische Konzert werden, welches das Ende der Pandemie feiern wollte. Doch die Manifestation ist leider ins Wasser gefallen.

Das Mega-Konzert musste wegen Sturm und Regen abgebrochen werden. Der Klein Report überlässt es seinen Leserinnen und Lesern, daraus irgendwelche Schlüsse rund um neue Mutationen des Virus ziehen zu wollen.

Immerhin war es am Samstag in New York nicht die totale Katastrophe. Das «Comeback der Metropole», die zu Beginn der Pandemie am schlimmsten in den USA gebeutelt war, durfte wenigstens zwei Stunden lang ein bisschen Illusion verbreiten.

Viele negative Stimmen haben im Vorfeld das Grosskonzert «We Love New York» als verfrüht kritisiert. Die Fallzahlen im Big Apple sind wieder gestiegen. Das Gespenst einer vierten Welle schleicht um die Wolkenkratzer.

Das hat die Moderatorin Gayle King nicht davon abgehalten, bei der Begrüssung des weitgehend unmaskierten Publikums in die Menge zu rufen: «Wir waren einmal das Epizentrum dieses Virus. Jetzt schreiten wir voran, um zum Epizentrum der Heilung zu werden.» Dann eröffneten die New Yorker Philharmoniker den Abend und peitschten mit Ihrer Begleitung Soul-Superstar Jennifer Hudson mit einer stimmgewaltigen Arie «Nessun Dorma» zum ersten Gänsehautmoment des Abends. Das sollte wohl als klassische Anspielung an den Slogan «The city that never sleeps» verstanden werden.

Doch lauter als in einer richtigen Oper begannen hier bereits die Wolken zu grollen. Zwar konnten dann noch Countrysänger Kane Brown, Pop-Klassik-Tenor Andrea Bocelli, die Hip-Hop-Legende LL Cool J und auch hier Santana die Menge zum Johlen und Tanzen bringen. Auf fünf Stunden war der mitreissende Mix angesetzt. Doch nach zwei Stunden konnte auch Santana den Rain nicht mehr stoppen.

Ausläufer des für Sonntag im Nordosten der USA angekündigten Hurrikans «Henri» pusteten Regen und Gewitter in die Stadt. Erste Blitze zuckten nahe des Central Parks – laut CNN waren sie gemäss Sicherheitsregeln zu nah, um das Konzert noch fortsetzen zu können.

Die Zuschauerinnen und Zuschauer wurden gebeten, Unterschlupf zu suchen (Maskenphase), dann setzte heftiger Regen ein (Impfzentren werden errichtet). Die Zuschauer ergriffen die Flucht. Trotzdem war noch nicht alles verloren. Den Rest der Show konnte man sich nämlich zu Hause am Bildschirm (Home-Office-Phase) zu Gemüte führen. CNN produzierte wieder mal eine Sternstunde der TV-Geschichte.

Im Studio hatte Moderator Anderson Cooper den Barden Barry Manilow im Backstage-Bereich der Bühne im Park am Telefon. Dieser setzte sich an ein Keyboard und sang «I Made It Through The Rain» kurzerhand ins Telefon. Darauf wurde Manilow zum Aussen-Reporter. Er berichtete live, wie Konzertveranstalter Clive Davis mit Bürgermeister Bill de Blasio verhandelte. Sollen die noch ausstehenden Stars wie Elvis Costello, Patti Smith, The Killers und Bruce Springsteen ihre Show ohne Zuschauer fortsetzen?

Zumindest einen Versuch unternahm Moderatorin Gayle King, eigentlich Starmoderatorin bei der CNN-Konkurrenz CBS. Sie filmte mit ihrem Handy einen Showact von The Killers, der live auf CNN hochgestreamt wurde. Dann wurde gegen 22.30 schliesslich das endgültige Ende verkündet.

Von der Show. Leider noch nicht von der Pandemie.