Bereits mit der Berufung von Chris Licht zum neuen Chef von CNN im Mai 2022 ist in der amerikanischen Medienlandschaft diskutiert worden, dass der traditionsreiche Nachrichtensender zu seiner alten Form zurückkehren könnte.
Schon damals soll Licht dem «Wall Street Journal» zufolge Vertrauten gesagt haben, er setze bei CNN mehr auf harte Nachrichten und weniger auf Meinungsjournalismus. Der renommierte US-Sender wolle sich von der Breaking-News-Lawine verabschieden und «nüchterner» werden, hiess es damals.
Jetzt hat die «New York Post» am Samstag Internas aus einem Schreiben zitiert, das Chris Licht in diesen Tagen an seine Mitarbeitenden verschickt hat.
Demnach soll bei CNN in Zukunft wieder gelten: «Information statt Hype».
Der Sender soll wieder in Richtung Mitte der Gesellschaft steuern und «vielleicht auch wieder glaubhafter für einige Teile der konservativen Amerikaner werden», wie die «New York Post» meint.
Wenn man dazu einem Bericht der für gewöhnlich gut informierten Website Axios glaubt, hat Licht für seinen neuen Kurs auch die Rückendeckung seiner Chefs von Warner Bros. Discovery, die im April die Kontrolle über CNN übernommen haben.
Der neue CNN-Chef wolle seinen polarisierenden Moderatoren, Reportern und Kommentatoren eine Chance geben, sich der neuen Linie anzupassen, berichtete Axios nach internen Quellen. Interviews und Programm dürften nicht mehr wirken wie PR-Stunts. Falls das nicht klappe, könnte Licht Konsequenzen ziehen: «Wenn sich Angestellte nicht auf einen weniger parteiischen Ton und eine weniger parteiische Strategie einstellen können, könnten sie abgesägt werden», heisst es im Bericht.
Licht möchte angeblich, dass sich die On-Air-Persönlichkeiten von CNN darauf konzentrieren, «einfache Interviews» zu führen und dass die Produzenten bei ihren Buchungsentscheidungen «Lärm» vermeiden. Der CNN-Chef wolle auch sicherstellen, dass persönlichkeitsgetriebene Shows, die im Primetime-Block ausgestrahlt werden, dem neuen Ethos des Netzwerks nicht schaden.
Chris Licht ist auf Jeff Zucker gefolgt, nachdem dieser abrupt zurücktreten musste, weil er seine Beziehung zum CNN-Moderator Chris Cuomo nicht offenlegte, als dieser seinem Bruder, dem New Yorker Bürgermeister Andrew Cuomo, Tipps gab, wie er sich nach einer Anklage auf Missbrauch reinwaschen könnte.
Licht gilt als «Aufräumer». Vor seiner Beförderung zum Chairman und CEO von CNN hat er bei verschiedenen Stationen den politischen Sendungen zu einem schärferen Profil und besseren Einschaltquoten verholfen.