Der Streit zwischen der britischen Regierung und dem Sender BBC über die Geheimdienstinformationen vor dem Irakkrieg erinnert stark an den berühmtesten Politskandal aller Zeiten, die Watergate-Affäre. Auch in den 70er Jahren versuchte die Regierung von Richard Nixon, sich als Opfer einer Medienkampagne darzustellen. Die «Washington Post» wurde vom Weissen Haus massiv unter Druck gesetzt, ihre Recherchen zu dem Abhörskandal einzustellen. Watergate mündete schliesslich in den Rücktritt des Präsidenten.
Der Ausgang der Machtprobe zwischen Premier Tony Blair und der BBC ist indessen derzeit noch völlig offen. Die hartnäckigen Recherchen der beiden jungen Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward im Watergate-Skandal wurden weltweit zu Vorbildern des investigativen Journalismus, der seither immer wieder zu Konflikten zwischen Regierungen und Medien geführt hat. Eine beliebte Verteidigungsstrategie der Regierungen ist es dabei, den Spiess umzudrehen und ihrerseits den Medien unsaubere Methoden vorzuwerfen. So hat Blairs Kommunikationschef Alastair Campbell von der BBC eine Entschuldigung für die Berichte über angeblich aufgebauschte Geheimdienstinformationen gefordert - was sich freilich im Vergleich mit den damaligen Einschüchterungsversuchen der Nixon-Mannschaft noch harmlos ausnimmt. Denn die «Washington Post» wurde seinerzeit von Regierungmitgliedern nicht nur wüst beschimpft, sondern auch mit ökonomischen Repressalien bedroht und in ihrer journalistischen Arbeit behindert. Nixon drohte der Zeitung mit dem Entzug von Kabellizenzen für von der Zeitung betriebene Fernsehsehsender. Und nach seiner Wiederwahl im November 1972 liess der Präsident dann das Blatt boykottieren.
Dienstag
22.07.2003