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Freitag
18.12.2020

Kino

Am 11. Februar 2021 wird ein solches Foto mit rotem Teppich auf dem Potsdamer Platz wohl Wunschdenken bleiben müssen...                 (Bild: Berlinale)

Am 11. Februar 2021 wird ein solches Foto mit rotem Teppich auf dem Potsdamer Platz wohl Wunschdenken bleiben müssen... (Bild: Berlinale)

Im aktuellen Jahr haben es die Internationalen Filmfestspiele Berlin gerade noch geschafft, vor dem grossen Lockdown ihre «Bären» mit einer grossen Gala vergeben zu können.

Für 2021 droht nun eine Verschiebung, verbunden mit einem lediglich virtuellen Wettbewerb, wie das Branchenblatt «Variety» als erstes vermeldet. Die Direktion unter der künstlerischen Leitung von Carlo Chatrian in Berlin hat noch nicht offiziell bestätigt, will aber «demnächst» informieren.

Die Berlinale sollte am 11. Februar 2021 starten. Wichtig für die Branche ist auch der European Film Market vom 13. bis 18. Februar. 18‘518 Fachleute der Filmindustrie aus 132 Ländern sind 2020 noch nach Berlin gepilgert. Dazu waren 3447 Journalisten aus 82 Ländern vor Ort. Die Kassen verzeichneten 479‘365 Eintritte.

«Nach wie vor ist es unser Wunsch, das Festival physisch durchzuführen und so auch 2021 einen Ort des Austausches und der Begegnung zu bieten», ist aktuell noch auf der Webseite des Festivals zu lesen. Aber man beobachte die Entwicklung sehr besorgt.

«Variety» will etwas von einem virtuellen Wettbewerb im März wissen. Geredet wird auch von einem Minifestival Anfang Juni vor Ort in Berlin mit Premierenvorführungen.

Eine Verschiebung noch weiter in eine vielleicht bereits Corona freiere Zeit hinein sieht man in Berlin nicht als realistisch. Im April ist die ebenfalls schon mehrfach verschobene Premiere des neuen Bond-Films «No Time To Die» bereits terminiert. Und dieses Geschäft wollen sich die Berliner Kinos nicht durch einen Kultur-Event vermiesen lassen. Für das Festival wären im Normalfall 15 Kinos mit 29 Leinwänden blockiert. Total sind es sogar 40, wenn man noch die Screens für die 732 Filme im European Film Market dazurechnet.

Wie dieser wichtige Markt für die inzwischen völlig unsicher gewordene Programmierung der Kinos sich entwickeln wird, steht allerdings auch noch in den Sternen. Und schliesslich: Wer hat noch Interesse für einen Markt im April in Berlin, wenn am 11. Mai bereits auch das Festival von Cannes starten könnte?

Bei all diesen Suchen nach einem neuen Datum drängt sich auch ein Blick auf das Budget des Berliner Filmfestivals auf. Dieses hat beim letzten Event 27,2 Millionen Euro betragen. Ein grosser Teil davon wird von der öffentlichen Hand getragen. Ob der Staat auch bei einer von der Regierung verordneten Absage haftet, ist noch nicht restlos geklärt.

So bleibt wohl nur das unhappy End, dass in Berlin seit 71 Jahren zum ersten Mal kein reguläres Filmfestival stattfinden wird.